Woche 106 & 107: Zwischen Andenmagie und purer Verzweiflung
Woche 106 & 107: Zwischen Andenmagie und purer Verzweiflung

Woche 106 & 107: Zwischen Andenmagie und purer Verzweiflung

Eine Woche ist es nun schon her, dass wir in Cusco angekommen sind. Die ersten Tage hatten wir noch viel Arbeit am Computer. Einer der wohl größten Unterschiede zwischen dem Reisen und Urlaub machen.
Das Klima ist sehr angenehm. Wir haben über den Tag hinweg immer Temperaturen zwischen 20 – 25 Grad. In der Nacht wird es angenehm frisch. So frisch, dass man sich gemütlich mit Heizung und Decke einkuscheln kann. Die geringe Luftfeuchtigkeit in Kombination mit der Höhe, macht uns am Anfang noch sehr zu schaffen. Langsam haben wir uns aber jetzt an die Höhe gewöhnt und das ist auch gut so. Soll es doch nächste Woche zu einem der aufregendsten Abenteuer in ganz Peru losgehen.

Zwei Frauen in traditioneller Kleidung sitzen vor einer alten Steinfassade mit einer leuchtend blauen Tür in Cusco, Peru. Neben ihnen liegt ein Lama – ein typisches Straßenbild der Andenstadt, das Kultur, Geschichte und Authentizität vereint. Keywords: Cusco Altstadt, Peru Kultur, Anden, Tradition, Panamericana Reise, südamerikanisches Lebensgefühl.

Wir können von unserem Campingplatz aus, in ca. 20 Minuten zu Fuß in die Stadt laufen. Wir staunen nicht schlecht, als wir nach drei Tagen zum ersten Mal in die Altstadt von Cusco laufen.
Am Anfang geht es von unserem Campingplatz einen steilen Weg Richtung Stadt. Nach einer Weile werden aus dem Weg Treppen und es geht immer weiter abwärts. Vorbei an Häuschen in denen sich in fast jedem ein anderes Geschäft, Café, Galerie oder Restaurant verbirgt. Auf den Straßen ist ein buntes Treiben. Die traditionellen Frauen, stechen aus der überwiegend grau, beige und schwarzen Touristen Masse sehr hervor.

Für ein paar Soles, kann man mit ihnen Fotos machen, oder ein Lama im Teenie alter streicheln. Allgemein, merkt man, dieser Ort hat nichts mit dem normalen Leben zu tun und würde innerhalb kürzester Zeit aussterben, wenn die Touristen ausbleiben würden. Wir kommen keine fünf Meter, ohne von irgendjemandem angesprochen zu werden, ob wir eine Wandertour, Bustour, Schokotour oder Alpakatour machen wollen. Außerdem gibt es natürlich alles, was man so aus einem Alpaka herstellen kann. Vom Alpakaburger, bis hin zum Schal aus Baby-Alpaka, wird dieses Tier hier maximal ausgebeutet.

Wir schlendern über die großen Plätze mit ihrer wunderschönen Architektur und lassen es uns im Schokoladen-Museum gut gehen. Es geht durch unendlich viele verschiedenen Touristen-Shops und die Märkte rauben uns die letzte Kraft. Zu unserem Campingplatz geht es dann wieder mit dem Taxi.

Schon der Name „Cusco“ oder auch „Cuzco“ klingt nach Geschichte. Hier, auf über 3.400 Metern Höhe, schlägt das Herz der ehemaligen Inka-Hauptstadt. Kaum eine Stadt verbindet Vergangenheit und Gegenwart so eindrucksvoll wie Cusco. Kopfsteinpflasterstraßen, koloniale Fassaden, alte Inkamauern, bunte Märkte und dazwischen das hektische Treiben einer modernen Großstadt.
Am Plaza de Armas, dem zentralen Platz, wirkt alles wie eine perfekte Kulisse. Die Kathedrale, die alten Kolonialgebäude, die vielen Menschen, die einfach auf den Stufen sitzen und das bunte Leben beobachten. Von hier führen kleine Gassen hinauf ins Künstlerviertel San Blas. Dort stapft man steile Stufen hoch, vorbei an weißen Häusern mit blauen Holzbalkonen und oben wartet ein Blick über die ganze Stadt.

Cusco ist aber nicht nur Stadt. Kaum fährt man hinaus, ist man mitten in einer Landschaft, die wie ein Geschichtsbuch wirkt. Überall finden sich archäologische Stätten. Sacsayhuamán mit seinen gigantischen Steinquadern, die so präzise passen, dass man bis heute nicht versteht, wie sie gebaut wurden. Oder Qenqo, ein geheimnisvoller Felsheiligtum, das wohl für Rituale genutzt wurde. Jede dieser Stätten erzählt ein Stück vom Leben der Inka und gleichzeitig bleibt so vieles ein Rätsel.

Auch das Heilige Tal der Inka liegt direkt vor der Haustür. Fruchtbare Felder, schneebedeckte Gipfel und kleine Dörfer, die ihre Traditionen bis heute bewahren. Orte wie Pisac mit seinen Märkten und Ruinen oder Ollantaytambo, wo man das Gefühl hat, durch ein lebendiges Inka-Dorf zu laufen, machen klar, wie mächtig und organisiert dieses Reich einst war.

Cusco bietet genug Abenteuer, aber auch die Möglichkeit, für ein paar Tage wieder in einen Alltag zu finden.

Cusco ist nicht nur eine Stadt, die man besichtigt. Es ist ein Ort, den man fühlt. In jeder Gasse, auf jedem Markt und mit jedem Atemzug in der dünnen Andenluft.

Es geht los auf den Salkantay-Trek:

Um 3 Uhr klingelt bereits der Wecker, da wir noch einiges an Greeny herrichten müssen. Um 4 Uhr in der Früh steht das Taxi bereits parat, das uns vom Campingplatz in die Stadt bringen soll. Eine halbe Stunde später werden wir von unserem gebuchten Collektivo aufgegriffen und schon geht es mit abartiger Geschwindigkeit durch die Stadt. Erst werden noch weitere Mitfahrer aufgepickt, dann geht Richtung Soraypampa. Die Fahrt dauert zwar nur 3 Stunden, es liegt aber eine Baustelle auf dem Weg, die, wenn wir nicht bis 7 Uhr passiert haben, wird die Straße dicht gemacht und dann ist erstmal für die nächsten 3 – 5 Stunden alles dicht. Durch das dauerhafte gerappel fallen uns schnell die Augen zu und wachen erst auf, als aus Asphalt Schotter wird. Eine dauerhafte Slalomtour beginnt, um die unzähligen Schlaglöcher zu um fahren. Die, die nicht umfahren werden können, nehmen wir mit voller Geschwindigkeit mit. Eine Materialschlacht, was mich immer wieder erstaunt, wie die Busse das so lange mitmachen können.

Um ca. 7 Uhr kommen wir an einem kleinen Restaurant vorbei, in dem wir ein Frühstück bekommen. Es gibt ein Buffet, das zwar nicht sehr üppig ist, aber ausgesprochen lecker schmeckt. Danach geht es nochmal ca. 30 Minuten auf der schmalen Straße weiter. Manchmal passen zwischen Fels, Bus und Abgrund kein Autoreifen mehr. Wir sind froh, im Bus nicht sonderlich viel mitzubekommen, aber als wir einen frischen Hangrutsch passieren, wir kurz absacken und der Motor aufheult und kurz darauf der Fahrer seinen Rosenkranz liebevoll streichelt und ein Stoßgebet in den Himmel schickt, war es sicherlich sehr knapp.

Blick aus einem Minivan auf eine schmale, unbefestigte Bergstraße während der Fahrt auf dem Salkantay-Trek in Peru. Ein zweites Fahrzeug ist in der Ferne zu sehen – spannende und abenteuerliche Anfahrt durch die Anden. Keywords: Salkantay Trek Peru, Andenstraße, Offroad Peru, Abenteuerreise Südamerika, Panamericana Route, Bergfahrt Peru.

Frau mit Mütze und warmer Jacke posiert mit großen blauen Engelsflügeln vor der schneebedeckten Bergkulisse des Salkantay-Treks in Peru. Symbolischer Moment für Freiheit und Abenteuer in den Anden. Keywords: Salkantay Trek Peru, Anden Berge, Wanderung Südamerika, Abenteuerreise Peru, Panamericana Reise, Outdoor Freiheit.

Wir werden an einem Parkplatz herausgeschmissen und sind ab nun an auf uns selbst gestellt. Wir haben ca. 20 Minuten aufstieg vor uns bis wir schon an unserer Herberge ankommen. Wir haben uns für einen großen Schlafsaal entschieden. Wie sich später herausstellt, war es eine gute Entscheidung, denn unsere Nachbarn sind alle leise und keiner schnarcht. Heute stehen noch weitere 400 hm an, zur Laguna de Humantay. Wir treffen ein sehr nettes anderes Pärchen die dasselbe vorhaben. Am Vormittag beginnt es dauerhaft zu schütten. Wir entscheiden uns, nicht zu Lagune aufzubrechen und schon Nass zu werden, bevor die eigentliche Tour überhaupt angefangen hat. Für uns definitiv die richtige Entscheidung.

Um 17 Uhr gibt es dann Abendessen. Zur Vorspeise bekommen wir eine Suppe, dann gibt es einen gebratenen Reis mit Gemüse und Tofu und zum Schluss noch eine Art „Götterspeise“. Die Konsistenz erinnert definitiv daran, wird aber aus rotem Mais hergestellt und schmeckt sehr gut. Um 7 geht es bereits ins Bett. Wir haben 5 Decken und haben noch zusätzlich zwei Fleecejacken und Jogginghosen an. Über den Kopf noch eine Mütze und wir können gut schlafen.

Tag 1 auf dem Salkantay-Trek:

Um 5 Uhr klingelt schon wieder der Wecker. Angezogen sind wir ja bereits als nur schnell mit Felsquellwasser das Gesicht und die Zähne putzen und dann geht es schon ans Frühstück.

Packpferde mit schweren Lasten wandern auf einem steinigen Pfad durch die Berge des Salkantay-Treks in Peru. Nebel liegt über dem Tal, die Anden zeigen sich majestätisch im Hintergrund. Keywords: Salkantay Trek Peru, Packpferde Anden, Trekkingroute Peru, Panamericana Reise, Hochgebirge Südamerika, Abenteuerwandern.

Es gibt wie immer Rührei, süße Semmeln und ein bisschen Marmelade und Butter. Wir stärken uns kurz und dann geht es eine halbe Stunde später schon los.
Als erste Etappe steht ein Anstieg auf 4.629 hm an und das ganze auf 6 km. Die frühen Morgenstunden und die dünne Luft lassen die ersten Meter anfühlen als würde alles an uns gleich zusammenklappen. Wir befinden uns auf 3.900 hm und müssen erst noch an vielen Mulistallungen vorbei. Einige Male werden wir angesprochen, ob wir uns denn hochtragen lassen wollen. Wir wollen aber diese Tortur diesen wundervollen Pferdchen nicht antun. Wenn wir es nicht selbst schaffen, haben wir auch kein Recht, dafür ein andere Spezies auszubeuten.

Es geht immer steil geradeaus den Berg hoch. Immer wieder spitzt hinter den Wolken immer wieder der beeindruckende Salcantay mit seinen knappen 6.300 hm hervor. Der Weg ist von den tausenden Touristen und Muliströmen schon fast eine Wanderautobahn, was den Weg für uns aber nicht gerade leichter macht. Langsam schleppen wir uns den Berg hinauf. Bei 4.400 hm kommt dann endlich mal die Sonne hervor und wärmt uns. Die Sonne hat eine enorme kraft, sobald diese aber hinter der nächsten Wolke versteckt, kommt ein eiskalter Wind den Gletscher es Salkantay herunter.

Reisender lächelt mit einem braunen Hund an seiner Seite auf dem Salkantay-Trek in Peru. Hinter ihnen ragen steile, nebelverhangene Felsen in den Himmel. Keywords: Salkantay Trek Peru, Anden Hund, Wanderung Südamerika, Abenteuerreise Peru, Naturmomente, Panamericana Trekking.

Grundsätzlich sind die Führer und Mulitreiber nicht sehr freundlich, doch die Regel bestätigt die Ausnahme, so kommt uns einer entgegen, und sagt uns lachend ins Gesicht, dass es nur noch zweimal kurz hochgeht und in 10 Minuten sei alles vorbei… Ich schaue auf unser GPS. Wir haben noch über 150 hm vor uns und Zweifel sehr daran, dass es nur noch 10 Minuten sein sollen. In echt sind wir dann noch eine Stunde unterwegs, bis wir endlich das Schild mit dem höchsten Punkt erreichen.

 Wir haben es nach 5 Stunden auf 4.629 hm geschafft und wollen eine kurze Pause einlegen. Diese wird aber nach kurzer Zeit durch eiskalten Schneeregen unterbrochen und lässt uns mit bereits sehr müden Knochen wieder aufbrechen. Nun liegen noch weitere 16 km und über 1.800 hm abstieg vor uns. Der Weg ist steinig und jeder Schritt will wohlüberlegt sein. Halb rutschend, stolpernd und fallend, tasten wir uns durch den Schneeregen. Wir sind voll in den Wolken und haben keine 10 Meter Sicht mehr. Stumm tasten wir uns hintereinander voran.

Zwei Wanderer stehen am höchsten Punkt des Salkantay-Passes in Peru auf 4.629 Metern Höhe vor dem Schild „Abra Salkantay“. Sie lächeln erschöpft, aber glücklich nach dem Aufstieg in den Anden. Keywords: Salkantay Trek Peru, Abra Salkantay, Andenwanderung, Trekking Südamerika, Panamericana Abenteuer, Hochgebirgspass Peru.

Wenn der Nebel noch dichter wird, müssen wir uns rein nach GPS vortasten, da der Weg sich immer wieder aufgabelt und wir nicht wissen, ob dieser wieder zusammenführt. Zum Glück zieht es aber nach ca. einer Stunde abstieg wieder etwas auf und der Schneeregen hört auf. Tief schwarze Wolken lassen es aber erahnen, dass das nicht das letzte Mal Regen heute gewesen sein wird. Es ist eiskalt, alles ist nass und die Füße werden immer müder. Immerhin, mit jedem Meter, den wir absteigen, wird die Luft wieder dicker und lässt uns leichter atmen.

Nach Stunde zwei des Abstiegs, haben wir noch 12 km vor uns und es fängt stark zu regnen an. Innerhalb kürzester Zeit, sind wir trotz Regenjacken klatsch nass. Es wird bereits etwas wärmer, aber die Motivation wird unter der Bedingung nicht unbedingt größer. Von dem Weg, der so schön und atemberaubend sein soll, bekommen wir nichts mit. Für uns entpuppt es sich eher als eine Qual. Meter für Meter laufen wir immer weiter Bergab auf dem Wanderweg, der sich langsam zu einem Bach verwandelt. Wir wissen, wir brauchen bereits zu lang und wenn es so weiter geht, wird es dunkel, bis wir in unserer nächsten Herberge ankommen. Wir trösten uns damit, dass es wenigstens dort eine heiße Dusche geben soll, die uns wieder wärmen kann.

Dichter Nebel liegt über den schroffen Anden des Salkantay-Treks in Peru, mit mehreren kleinen Wasserfällen, die sich durch die grüne Berglandschaft ziehen. Keywords: Salkantay Trek Peru, Andenlandschaft, Wasserfälle Anden, Natur Südamerika, Trekking Peru, Panamericana Reise.

Bei Kilometer 8 hört zwar der Regen mal wieder auf, doch sind wir beider Körperlich und geistig am Ende. Anna plagen sehr starke Kopfschmerzen und wir hoffen, dass eine Aspirin sie wieder Fit werden lässt für die letzten Kilometer. Die ersten Gedanken spuken in unseren Köpfen, dass wir uns für den nächsten Tag ein Taxi nehmen um wieder zu Kräften zu kommen. Die letzten 3 Kilometer sind angebrochen, damit aber auch leider wieder der starke Dauerregen. Bis wir endlich kurz bevor wir die Taschenlampen auspacken mussten ankommen, ist alles an uns wieder Nass.
In der Unterkunft angekommen, gleich mal Peruanisch typisch, die Info, dass die heiße Dusche nicht funktioniert.

Wie konnten wir auch davon ausgehen, dass diese Funktioniert. Immerhin bekommen wir einen kleinen Eimer voll heißem Wasser, um uns einer Katzenwäsche zu unterziehen.
Die Unterkunft ist auf den ersten Blick sehr luxuriös, auf den zweiten Blick zieht überall die kalte Luft rein und es beginnt bereits langsam wieder zu zerfallen. Wir bekommen von unserer Gastgeberin eine Suppe und einen Tee. Diese schaffen es aber nicht, uns wieder einigermaßen auf Temperatur zu bekommen. Wir haben jeweils nur noch eine dünne Jogginghose und einen Fleecepulli. Immerhin werden wir unter der Decke in der Nacht langsam wieder warm.

Satellitenkarte des Salkantay-Treks in Peru zeigt die Etappe von Soraypampa nach Colcapampa mit markierter Höhenverteilung von rot (hoch) bis blau (tief). Beliebte Route für Wanderer Richtung Machu Picchu durch die Anden. Keywords: Salkantay Trek Karte, Wanderroute Machu Picchu, Trekking Peru, Höhenprofil Anden, Panamericana Abenteuer, Soraypampa Colcapampa.

Tag 2 auf dem Salkantay-Trek:

Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Die heutige Etappe wären 17 km und einige Hundert Meter aufstieg und ca. weitere 1000 Meter Abstieg. Unsere Sachen sind noch alle Nass. In der kalten Unterkunft sind nicht Mal unsere Regenjacken trocken geworden. Mir ist dauerhaft eiskalt, obwohl ich es eigentlich bin, dem die Kälte weniger aus machen. Immerhin, sind die Kopfschmerzen von Anna vorbei. Mit schweren Knochen schleppe ich mich zum Frühstück. Hier fällen wir endgültig die Entscheidung, wir werden heute nicht weiter gehen, sondern versuchen ein Taxi oder Bus aufzutreiben, das uns weiterbringt. Bevor wir uns kaputt machen.
Wir können einen Fahrer auftreiben, der uns aber nicht nur bis zur nächsten Unterkunft bringt, sondern gleich bis zur Hidroeléctrica. Die Entscheidung fiel uns nicht sehr leicht, die ganze Tour abzubrechen. Hat man doch innerlich dann immer das Gefühl versagt zu haben. Doch für uns war es eindeutig die richtige Entscheidung. Im Nachhinein ist man immer schlauer und ganz ehrlich, wem wollen wir etwas beweisen? Dem einzigen dem wir etwas beweisen müssen, das sind wir selbst.
Dass wir den ersten Tag geschafft haben, darauf können wir in meinen Augen bereits sehr Stolz sein, haben wir doch so eine Bergtour noch nie gemacht.

Der etwas anders verlaufende Tag 2:

Um halb 8 werden wir von unserem Fahrer abgeholt. Es geht auf einer schmalen Bergstraße entlang. Alle paar hundert Meter, passieren wir einen Erdrutsch. Bei jedem, wird unser Fahrer sehr langsam, schaut verunsichert den Hangrutsch nach oben und gibt dann Vollgas. Krachend, quietschend, knackend und hoffend passieren wir so einen nach dem anderen Hangrutsch. Vor uns steckt ein Bus auf einer Brücke fest. Wir beobachten wie ein Sprinter vor uns in eine Brücke eingebrochen ist. Die Vorderräder stehen auf der sicheren Verstärkung, die Hinterräder sind abgerutscht und eines davon ist durch den dünnen Holzbelag durchgebrochen.

Ein Minibus überquert eine schmale Holzbrücke auf einer steilen Bergstraße im peruanischen Hochland. Dichter Dschungel und Nebel umgeben die gefährliche Strecke. Keywords: Salkantay Trek Anfahrt, Peru Bergstraße, Abenteuerreise Südamerika, Andenstraße Peru, Panamericana Roadtrip, gefährliche Straßen Peru.

Die Frauen springen raus und laufen über die Brücke in Sicherheit. Die Männer versuchen den Bus zu stabilisieren und mit Steinen wieder auf die beiden verstärken Fahrspuren zu wuchten. Die Nerven liegen sichtlich blank und irgendwann gibt der junge Busfahrer nur noch Vollgas. Quer rutscht der Bus über die schmale Brücke ohne jegliche seitlichen Absturzsicherungen. Alle atmen sichtlich auf und steigen wieder ein. Ohne weitere Zwischenfälle schaffen wir es dann endlich nach 3 Stunden Fahrt zu unserem Zielpunkt.

Von hier aus geht es dann mit dem Zug weiter nach Aquas Calientes oder auch Machu Picchu Pueblo.

Aguas Calientes, das Tor zu Machu Picchu:

Aguas Calientes ist einer dieser Orte, die eigentlich nur durch Zufall entstanden sind und heute kaum jemand auslässt. Das Städtchen liegt tief im Tal, eingerahmt von dichten, grünen Bergen und dem rauschenden Urubamba-Fluss. Es ist feucht, warm und überall riecht es nach Regenwald. Wer nach Machu Picchu will, kommt fast automatisch hierher, denn Aguas Calientes ist das letzte Stück Zivilisation, bevor es hinauf zur berühmtesten Inka-Stätte der Welt geht.
Ursprünglich war der Ort gar keine Stadt, sondern nur ein winziger Bahnhof. Als in den 1930er-Jahren die Bahnlinie zwischen Cusco und Machu Picchu gebaut wurde, ließen sich hier Arbeiter nieder. Rund um die Gleise entstanden erste Häuser, kleine Lokale und Unterkünfte. Mit dem wachsenden Interesse an Machu Picchu wuchs auch Aguas Calientes und zwar rasant.
Heute ist es ein reiner Touristenort, voll mit Hotels, Restaurants, Souvenirständen und Reiseagenturen. Fast alles dreht sich hier um Machu Picchu. Wer ankommt, spürt sofort die besondere Energie des Ortes. Das ständige Rauschen des Flusses, die dampfende Luft, die Vorfreude der Reisenden, die am nächsten Morgen ganz früh zum Eingang der Ruinen aufbrechen.
Seinen Namen verdankt Aguas Calientes übrigens den heißen Quellen, die sich etwas oberhalb des Ortes befinden. So touristisch der Ort heute auch ist, ohne Aguas Calientes wäre der Besuch von Machu Picchu kaum möglich. Er ist das Tor zu einem der größten Wunder dieser Erde. Und vielleicht macht genau dieser Kontrast zwischen wilder Natur, moderner Hektik und uralter Geschichte den besonderen Reiz dieses kleinen, übervollen, aber irgendwie magischen Ortes aus.

Machu Picchu:

Blick auf die weltberühmte Inka-Ruinenstadt Machu Picchu in Peru, umgeben von den grünen Anden und dem markanten Huayna Picchu im Hintergrund. Keywords: Machu Picchu Peru, Inka Ruinen, Weltkulturerbe Anden, Salkantay Trek Ziel, Panamericana Reise, Südamerika Sehenswürdigkeiten.

Wir haben bereits lang im Voraus die Tour gebucht. Um 14 Uhr stellen wir uns in die lange Schlange an, die uns mit dem Bus hoch zu den Ruinen bringt. Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir am Eingang an. Durch den abartigen Übertourismus wurde Machu Picchu bereits fast der Status als UNESCO-Weltkulturerbe aberkannt. Daraufhin, hat die peruanische Regierung beschlossen, die Ströme besser zu leiten und verschiedene Touren anzubieten. In der Theorie kommt man nur noch mit Guide hinein. Wer keinen hat, wird oben einem Zwangs zugewiesen. Die Realität schaut anders aus. Es haben zwar einige einen Guide, doch wir wie auch viele andere Erkunden auf eigene Faust die beeindruckende Stadt.

Touristen stehen in einer langen Warteschlange in Aguas Calientes, dem Eingangsort zu Machu Picchu, mit Bergen im Hintergrund. Keywords: Aguas Calientes Warteschlange, Machu Picchu Eintritt, Peru Reise Alltag, Anden Dorf, Tourismus Südamerika.

Auch wenn es Massen an Touristen sind, muss man sagen, verteilen sich diese sehr gut durch die verschiedenen angebotenen Touren und so haben wir auch hin und wieder einen Moment nur für uns. Definitiv, hat der Ort bis heute seine Magie nicht verloren. Wie die Stadt steil mit ihren angelegten Terrassen am steilen Berg thront. Man schaut hinab in das ins Tal und sieht den reißenden Urubamba.

Wir haben Route 3 genommen, die ruhigere Strecke, die direkt durch die Ruinen führt. Kein schweißtreibender Aufstieg, kein stundenlanger Trail, sondern ein Spaziergang mitten durch das, was einmal eine der beeindruckendsten Städte der Inka war. Machu Picchu wird noch toll von der langsam untergehenden Sonne beleuchtet, während die anderen Berge bereits von einer tief schwarzen Wolkenschicht überwabert werden.

Steinmauern der alten Inka-Stadt Machu Picchu vor dramatisch dunklen Wolken und den Anden im Hintergrund. Keywords: Machu Picchu Architektur, Inka Ruinen Peru, Anden Berge, Weltkulturerbe, Geschichte Südamerika.

Die Stadt liegt auf rund 2.430 Metern Höhe und wurde vermutlich im 15. Jahrhundert erbaut. Niemand weiß genau, wofür sie gedacht war. Königssitz, religiöses Zentrum oder Rückzugsort? Sicher ist nur, die Inka wussten, was sie taten. Die Bauweise ist so präzise, dass selbst Jahrhunderte später kein Spalt zwischen die Steine passt.

Detailaufnahme der perfekt gefügten Steinmauern in Machu Picchu, die die präzise Inka-Baukunst zeigen. Keywords: Machu Picchu Architektur, Inka Steinmauern, historische Baukunst, Peru Kultur, Anden Geschichte.

Beim Durchlaufen merkt man, wie clever alles geplant war: Terrassen für den Anbau, ausgeklügelte Wassersysteme, astronomische Orientierungspunkte. Und gleichzeitig hat der Ort etwas Friedliches. Zwischen den Mauern wächst Gras, Lamas grasen gemütlich und die Aussicht auf die umliegenden Berge ist einfach gigantisch.

Blick auf Machu Picchu mit dem markanten Huayna Picchu im Hintergrund, umgeben von grünen Terrassen und Inka-Ruinen. Keywords: Machu Picchu Peru, Inka Ruinen, Anden Berge, Weltkulturerbe Südamerika, Panamericana Reise.

Auch wenn man heute von Besucherströmen kaum entkommt, in manchen Momenten ist es still. Dann hört man nur den Wind, das Rascheln der Pflanzen und irgendwo das Echo vergangener Zeiten.
Machu Picchu ist einer dieser Orte, die man nicht einfach abhakt. Man verlässt ihn mit dem Gefühl, dass man gerade ein Stück Geschichte berührt hat und ein kleines bisschen ehrfürchtig geworden ist. Während wir am Ende, Richtung Ausgang schlendern, entsteht ein wundervoller Regenbogen. Nach ca. zwei ein halb Stunden Aufenthalt, geht unser Bus wieder ins Tal.

Frau mit buntem Poncho steht vor den dramatischen Berggipfeln der Anden bei Machu Picchu und genießt den Moment. Keywords: Machu Picchu Berge, Peru Andenblick, Inka Trail Emotion, Panamericana Reise, Naturerlebnis Südamerika.

Wissensbooster zu Machu Picchu:

Machu Picchu gilt als eines der größten archäologischen Wunder der Welt und trotzdem weiß man bis heute erstaunlich wenig über die eigentliche Funktion dieser Stadt. Die Inka erbauten sie im 15. Jahrhundert auf einem schmalen Bergrücken über dem Urubamba-Tal. Warum gerade hier, mitten im Nebelwald, bleibt bis heute ein Rätsel.

Entdeckt wurde Machu Picchu erst 1911 vom US-amerikanischen Forscher Hiram Bingham, der eigentlich nach einer anderen Stadt suchte. Die Ruinen waren damals vom Dschungel überwuchert und weitgehend vergessen. Nur wenige Einheimische kannten den Ort überhaupt.

Forscher vermuten heute, dass Machu Picchu eine Art königliche Residenz oder spirituelles Zentrum war. Die Architektur spricht jedenfalls für höchste Ingenieurskunst. Perfekt ausgerichtete Gebäude, Wasserkanäle, Sonnentempel und landwirtschaftliche Terrassen, die sich nahtlos in die steile Landschaft einfügen.

Seit 1983 gehört Machu Picchu zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eines der sieben Neuen Weltwunder. Doch der Tourismus hat seine Spuren hinterlassen. Über eine Million Menschen besuchen den Ort jedes Jahr. Um die empfindliche Anlage zu schützen, ist der Zutritt heute streng reglementiert. Nur bestimmte Routen, feste Besuchszeiten und limitierte Ticketzahlen sollen helfen, Machu Picchu langfristig zu erhalten.

Trotz allem bleibt die Faszination ungebrochen. Vielleicht gerade, weil Machu Picchu so viele Fragen offenlässt und uns daran erinnert, wie viel Wissen und Können in vergangenen Kulturen steckte.

Ein Reisender zeigt begeistert auf die beeindruckenden Ruinen von Machu Picchu mit dem markanten Huayna Picchu im Hintergrund. Keywords: Machu Picchu Peru, Inka Ruinen, Anden Abenteuer, Panamericana Reise, Südamerika Sehenswürdigkeiten.

Am Abend sind wir noch mit Freunden verabredet zum Essen. Sie sind Weltreisende mit dem Rucksack, die hier in Südamerika in einem Monat am Ende ihrer Reise sind. Wir tauschen Reisegeschichten aus und genießen die Gespräche zum guten Essen, bis das Restaurant schließt und uns herausschmeißt.

Rückreise nach Cusco:

Wir müssen wieder früh aufstehen. Heute geht unser Transport zurück nach Cusco. Wir steigen um 10 Uhr in den Zug, der uns nach Ollantaytambo bringt. Der Zug fährt ganz gemütlich mit maximal 40 Km/h und wir haben Zeit das wundervolle Urubamba-Tal zu bestaunen. In Ollantaytambo, müssen wir in einen Bus umsteigen und es geht die restlichen 2 Stunden Fahrt zurück nach Cusco. Am Nachmittag schließen wir liebevoll Greeny wieder in unsere Arme. Endlich sind wir wieder zu Hause. So vermisst haben wir unsern kleinen schon ewig nicht mehr.
Als wäre er beleidigt, dass wir so lange nicht da waren und ihn so alleine zurückgelassen, ärgert er uns mit der Heizung bis zur nächsten Früh. Gut dann bleibt es eben kalt.

Weiter ins Urubamba-Tal:

Für die nächsten Tage haben wir ein Airbnb gebucht. Für uns geht es zum ersten Mal seit drei Wochen wieder los mit Greeny. Langsam geht es über die kleinen Straßen zu einer kleinen Ortschaft namens Calca. Hier mitten im Dorf, steht unser Airbnb, das sogar einen Parkplatz im Garten haben soll.

Reisender freut sich über eine Waschmaschine in einem Airbnb im Urubamba-Tal in Peru – ein kleiner Luxus auf der Panamericana. Keywords: Urubamba Tal Peru, Langzeitreise Alltag, Vanlife Komfort, nachhaltiges Reisen, Overland Büffel.

Wir schlängeln uns durch die geschotterten sehr engen Dorfstraßen mitten hinein, bis wir an einem großen schwarzen Tor ankommen. Ein Ast muss dran glauben, dann geht es mit vielen Versuchen vor und zurück hinein in den kleinen Vorgarten. Hier sind wir nun. Wir im Haus und unsern Greeny immer im Blick. Hier bleiben wir für die nächsten Tage und haben Zeit alles mal wieder zu waschen, und einige Reparaturen an Greeny vorzunehmen.

Keinen Funfact nebenbei, es gibt hier sogar eine heiße Dusche, die bis jetzt sogar wirklich Heiß ist!

Bleibt gespannt wie es bei uns weitergeht!
Bis dahin!

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