Woche 59; Goldketten und Pupusas
Woche 59; Goldketten und Pupusas

Woche 59; Goldketten und Pupusas

– Auszug Anna –

Manchmal da mache ich meine Augen auf und frag mich, ob das der richtige Film ist, der hier gerade läuft.
Wir stehen auf einem riesigen Schrottplatz umringt von den rostigsten, uralten Autos und LKWs, mit großen Mauern rundherum und Stacheldrahtzaun. Die Einfahrt ist mit einem schweren, 5 m hohen Stahltor gesichert und mit uns wohnen hier 3 große Rottweiler.

Seit ein paar Tagen wissen wir, Greeny hat zwei gebrochene Federn und wir wissen nicht sicher, wie weit wir damit noch kommen.
Unser Mechaniker steht mit dicker Gold Kette, einem goldenen Armbändchen und einem dicken Klunker Ring am Finger vor uns. Er kommt mit einem Fahrer, tut sich schwer mit uns zu reden und lässt seine Tochter auf Englisch übersetzen.

3 Männer turnen nun um Greeny herum, beratschlagen, tätigen Anrufe und diskutieren. Wir haben gelernt, wir fahren keinen „Camion“, sondern einen Camioneta. Einen kleinen LKW. Trotzdem soll’s hier keine Federn für unseren kleinen Greeny geben.

Am Abend wird uns noch ein Hotdog vorbeigebracht und dann schließen sich die schweren Stahltore. Einer der Männer verbringt ebenfalls hier, in seinem neueren LKW die Nacht. Das laute Autorauschen der Schnellstraße ist nicht auszublenden.

Wir sind verabredet, es soll um 6.00 Uhr morgens losgehen.
Müde hängen wir in unseren Sitzen und träumen noch von der Ruhe und den köstlichen Pupusas, die wir bei Alex und Bea, noch vor ein paar Tagen bekommen hatten. Alex und Bea? Die zwei sind wohl mit Abstand einer der süßesten Gastgeber, die wir bislang hatten. Sie sind genau in dem gleichen Alter wie wir und während neben uns ihr 9-jähriger Sohn, mit seinem Welpen Rocko spielt, vergleiche ich unsere völlig unterschiedlichen Leben miteinander.

Während Alex, unser Gastgeber auf dem letzten Campground, keine Mühen gescheut hat, sich mit uns stundenlang auf Spanisch zu unterhalten, stehen wir nun vor unseren wortkargen Männern, die schon grundsätzlich Probleme damit haben, mit Frauen zu sprechen. Die Macho-Kultur wird deutlich schlimmer und manchmal tue ich mir wirklich schwer damit. Ob es das hinterher pfeifen von oft älteren Männern ist oder das völlige ignorieren bei Konversationen. Ich antworte auf Spanisch, er redet mit Michi. Ich stell eine Frage, Michi bekommt die Antwort. Ich übersetze Michi die Antwort. So laufen unsere Konversationen hier. Da brodelt es schon auch manchmal in uns beiden.

– Auszug Michi –
Wir fahren nun, mit einer El Salvadorianischen Pünktlichkeit von 1,5 Stunden zu spät, in Richtung Werkstatt. Zwar sind es nur 25 km, doch ist die Fahrzeit hier etwas anders zu berechnen. Unsere Begleitung verlieren wir in kürzester Zeit und finden uns 1,5 Stunden später in der Werkstatt ein. Unser Gastgeber wartet bereits auf uns.

Nach kurzem Abklären der Kosten wird Greeny schon aufgebockt und mit großen schweren Hämmern wird auf ihn eingedroschen. Wir wissen, dass sie die Fachleute sind und das täglich machen, doch schmerzt mein Herz sehr, bei jedem Schlag den Greeny abbekommt. Während Anna in ihm sitzt und arbeitet, bekomme ich hin und wieder eine Nachricht von ihr „Wird das gutgehen? – Mir wird schlecht, es dröhnt, kracht und wackelt wie ein Schiff in einem Sturm.“ In der Zwischenzeit wehre ich mich -mit schlechten Spanisch- vehement dagegen, dass die Mechaniker die Aufhängungen mit dem Schweißbrenner wegschneiden. Schluss endlich kann ich sie davon überzeugen, dass es besser ist, die Federn und den Bolzen zu zerschneiden und nicht den Halter vom Rahmen. Nach 8 Stunden Arbeit, von 6 Männern, wird dann doch die Arbeit zu aller Zufriedenheit abgeschlossen und wir können wieder starten. Gut das Abel, unser Gastgeber die ganze Zeit mit uns gewartet hatte. Dadurch war die Preisverhandlung zum Schluss wesentlich einfacher und sicher auch erfolgreicher.

Diá de Muertos

Jetzt wollen wir euch noch etwas über den wundervollen Tag der Toten „Día de Muertos“ erzählen. Während Allerheiligen bei uns in Deutschland einer der deprimierendsten und Reguliertesten „Feiertage“ ist, läuft es hier ganz anders ab. Hier wird auch an die Toten gedacht, doch auf eine ganz andere Art und Weise. Am größten wird der Día de Muertos in Mexiko gefeiert. Das Fest dauert dort 3 Tage und mit Fest meine ich wirklich Fest. In Guatemala und El Salvador geht es etwas ruhiger zu. Hier sind es nur zwei Tage an denen gefeiert wird. Von unserer Spanischlehrerin bekommen wir einen tiefen Einblick in diese Tage. Alles dreht sich um die Familie inklusive Verstobenen Mitgliedern. Es werden die Lieblingsgerichte dieser zubereitet, es wird die Lieblingsmusik gespielt und sie werden einbezogen als wären sie noch unter ihnen. Die Betongräber sind Bunt an gemahlen und mit tausenden Blüten und Blumen verziert. Wenn man zu dieser Zeit an einem Friedhof vorbeifährt, ist es ein wundervolles, buntes Farbenspiel, dass mehr an die glückliche Zeit erinnert, als die Verstorbenen noch unter ihnen waren. Der Friedhof wird zum Ort der Begegnung. Alle bringen Stühle und Tische mit und es wird am Grab gefeiert, gespielt und gegessen.
Für uns eine wunderschöne Art, an die Hinterbliebenen zu gedenken, was meint ihr?

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