Woche 62; Angekommen in der amerikanischen Schweiz
Woche 62; Angekommen in der amerikanischen Schweiz

Woche 62; Angekommen in der amerikanischen Schweiz

León Nicaragua:

Wir haben uns einen Parkplatz herausgesucht auf dem wir für umgerechnet ca. 2€ die Nacht sicher verbringen können. Wir sind momentan auf der echten Panamericana unterwegs. Es regnet natürlich mal wieder. Nicht so viel wie in den letzten Tagen doch so langsam wird es echt unangenehm. Nichts wird mehr trocken. Immer wenn die Sonne herauskommt, hängen wir sofort die klammen Sachen nach draußen um zu verhindern, dass sich doch der Schimmel mal festsetzt.

Papaya mit Joghurt und gerösteten Haferflocken als Frühstück.

Free Walking Tour León Nicaragua:

Wir buchen uns in León eine Free Walking Tour. Es gibt fast in allen Städten diese Touren. „Free“ bezieht sich dabei darauf, dass an sich die Tour kostenlos ist doch natürlich gibt man ein gutes Trinkgeld. So kommt es vor, dass wir manchmal Privattouren und manchmal Touren mit 10 anderen Touristen haben. León hat einen sehr schönen und alten Stadtkern und die Wände erzählen die Geschichte.

Wir haben einen Führer in unserem Alter, der perfekt Englisch spricht. Neben der Geschichte von Leon und Nicaragua erfahren wir ebenfalls auch etwas über das Leben in Nicaragua. Er erzählt uns, dass die meisten Nicas für einen Hungerlohn online für amerikanische Firmen arbeiten. Er hat einen Vollzeit-Job und bekommt trotzdem nicht mehr als 400 € im Monat zusammen, sodass er sich nur mithilfe der Touren über Wasser halten kann. Eine Tourteilnehmerin fragt nach der politischen Lage. Hier entgegnet er nur mit ernster Miene: Ihr könnt euch alle denken wie es uns geht aber eins lernt man von Kindheit an – über Politik spricht man nicht.

Eine Wandmalerrei die die Geschichte von León in Nicaragua beschreibt. Es greift die Entführungen der einheimischen Kinder durch die Eroberer auf.

Ein komisches Gefühl überkommt uns, als uns klar wird, dass wir in einem Land sind, in dem es für die Bewohner und ebenfalls auch für die Touristen lebensgefährlich sein kann das politische System zu kritisieren oder gar darüber zu Sprechen.

Das wilde Markttreiben von León Nicaragua:

Wir tauchen in das Marktgeschehen ein wo wir zusammen eine typische Frucht namens Zapotes probieren. Wir haben die Frucht das erste Mal in Mexiko probiert. Waren aber unerfahren und was soll man sagen… unreif schmeckt die Frucht als würde man in einen Klo-Stein beißen der in seinem Lebensraum schon ein paar Tage verbracht hat. Reif ist es ein himmlischer Geschmack der an eine Mischung von Süßkartoffel und Mango erinnert.

Die Kathedrale von León:

Ein weiterer beeindruckender Stopp ist die Kathedrale von León. Diese ist nach den Erzählungen die größte in ganz Zentralamerika und wurde komplett aus Vulkanstein erbaut. Für eine kleine Gebühr kann man auf das Kirchendach steigen und ganz León mit seinen ganzen Vulkanen erblicken. Erlaubt ist das aber nur barfuß oder mit Socken. Der Vulkanstein ist so empfindlich, dass Schuhe zu großen Schaden anrichten würden und trotzdem muss die Kirche mindestens zweimal im Jahr neu gestrichen werden.

Die Kathedrale von León mit bilick auf den Sonnenuntergang.

Die größte Kathedrale von Zentral Amerika. Hier das begehbare Dach der Kathedrale.

Bis wir nach fast 3 Stunden wieder am Ausgangspunkt sind, ist es bereits dunkel. Die Hauptplätze sind gut belebt und man fühlt sich einigermaßen sicher doch müssen wir in einen Außenbezirk laufen und von Straßenbeleuchtung halten die Nicas nicht besonders viel. Mit einem mulmigen Gefühl gehen wir schnellen Schrittes durch dunkle gesperrte Straßen. Es kommen uns kaum Menschen entgegen und wir sind sehr froh als wir endlich bei unserem Parkplatz bei Greeny ankommen.

Am nächsten Tag steht eine längere Strecke an. Es soll 170 km bis an die Grenze nach Costa Rica gehen. Wir starten früh denn Strecken werden hier nicht in km angegeben, sondern in Stunden oder Minuten. 170 km bedeutet auf den größten Straßen, die wir finden mindestens 6 bis 8 Stunden. Es regnet fast den ganzen Tag und so haben wir Glück mit den Polizeikontrollen. Wir fahren an ca. 10 – 15 Kontrollen vorbei werden aber nie angehalten. Es ist Dienstag und Donnerstag wollen wir über die Grenze. Wir verbringen mal wieder zwei Nächte auf dem „Trucker-Stopp“, keine zwei Kilometer von Costa Rica entfernt. Die Handys teilen uns bereits mit: Willkommen in Costa Rica!

Hier ein Langschwanz-Häher. Er sitzt auf einem Baum und ruht sich aus. Er gehört zu der Gattung der Elstern.

Hier ein Montezumastirnvogel Pärchen. Er hat einen farbig geteilten Schnabel. Die spitze ist knall orange.

Wir sind in Costa Rica!

Es ist ein Leguan zu sehen der in der Baumspitze sich von den kleinen frischen Blätter ernährt. Es handelt sich um einen Grünlegoan ist aber fast weiß.

Es steht der Grenzübergang an. Wir schauen uns in der Früh gegenseitig an und ohne Worte wissen wir was der andere denkt. Kein Bock auf den Scheiß…
Wir lesen von anderen Reisenden, dass diese beim Verlassen von Nicaragua noch einmal durch den Scanner mussten und so gibt es ein deftiges Frühstück und akzeptieren, vermutlich die nächsten 8 Stunden an der Grenze festzustecken.
Wir haben Glück! Nicaragua geht ganz schnell höchstens 1 Stunde bis wir mit Sack und Pack raus sind. Costa Rica ist auch ganz einfach und so sind wir nach insgesamt ca. 3 Stunden in einem extrem neuen Land.

Wir sind in der Schweiz von Zentral Amerika. Doch würde es der Begriff amerikanische Schweiz besser treffen. Märkte, auf denen man billiges Obst bekommt, gibt es nicht mehr. Der Wocheneinkauf beschränkt sich auf das absolut nötigste und trotzdem sind es über 160 Dollar.

Ich stehe im Walmart und Präsentiere zwei überdimensionale Karotten.

Ein Joghurt, der in den Einkaufswagen gelangt ist, ohne den Preis zu prüfen, hat dann plötzlich 18 Dollar gekostet. Das waren die teuersten 1000 g Joghurt die wir je gekauft haben. Wenn wir mit anderen Reisenden sprechen, was ihnen in Costa Rica aufgefallen ist sagen alle wie aus der Pistole geschossen das gleich. Es ist nicht das Grenzprozedere oder die fantastische Natur, nein, es sind noch nicht mal die Preise. Es sind die Neuwagenhändler, die es hier wieder gibt. Auch die Autos auf den Straßen sind überwiegend neu und der Fahrstil ähnelt von der Aggressivität und Geschwindigkeit wieder sehr an die USA.

Auswandern nach Costa Rica?

Es geht weiter zu einer reisenden Familie die sich in Costa Rica niederlassen. Sie haben 220.000 m² fantastischen und ungezähmten Dschungel gekauft. Zusammen besichtigen wir das Land. Mit Machete und Bergschuhen kämpfen wir uns durch das Gebüsch. Wir fühlen uns wie Indianer-Jones der kurz vor einer Entdeckung eines Schatzes ist. Grundstücke kaufen kann man hier ohne Ende, ob das unser Traum wird?

Ein paar Tage später stehen wir nun mal wieder am Fuße eines Vulkans auf dem Gelände einer Termen Landschaft. Wir gabeln zwei Tramper, auf die wir in das nächste Dorf fahren und erschrecken. Wir sehen seit Monaten zum ersten Mal, mal wieder Souvenirläden. Sie reihen sich Aneinander und jeder größer als der vorherige. Hier stehen wir jetzt bei ca. 30 Grad und fast Dauerregen. Die Standheizung läuft und unser Badezimmer wurde umfunktioniert zur Trockenkammer.

Neben uns stehen zwei super nette Australier, die wir bereits in Guatemala kennengelernt haben. Noch am Abend tauschen wir uns über die Erfahrungen der letzten Monate aus. Schnell gesellt sich noch ein weiterer deutscher hinzu. So wird der Smalltalk zu einem mehrstündigen Gespräch. Spät am Abend fallen wir ins Bett und überlegen uns wie wundervoll es ist, wie viele nette Menschen wir mittlerweile von der ganzen Welt kennengelernt haben, die wir irgendwann mal besuchen müssen.

Bis dahin steht aber noch Südamerika auf dem Plan!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner