Woche 10; große yukon liebe
Woche 10; große yukon liebe

Woche 10; große yukon liebe

Von allen Regionen die wir bisher durchfahren haben ist der Yukon wohl die golden, glänzende Spitze. Der Winter mag nicht für jeden das Traumziel sein. Und es lässt sich vermutlich lang darüber streiten, ob der Yukon nun im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter am schönsten ist. Aber wir sind bewusst hier im Winter, um genau diesen zu erleben. Zahlreiche Recherchen über das Wintercamping im Yukon kamen zu keinem Resultat. Sind wir denn die Einzigen die im Winter hierauf wollen? Wenns dazu keine Erfahrungsberichte gibt dann müssen wir halt unseren eigen machen.

Vermutlich sind wir nicht die Einzigen die hier rauf wollen. Denn der Yukon bietet so manches an Winteraktivitäten. Allerdings mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, einer der ganz wenigen, die hier mit einem Camper rauffahren. Und dass die ganze Strecke. Andere Reisende haben wir bislang noch nicht getroffen. Und viele Straßen gibt es hier oben nicht mehr.

Auch wenn es für viele die falsche Jahreszeit zum Reisen sein mag, ist es für uns genau die Richtige! Es bietet einen gewissen Nervenkitzel, mit Sicherheit reizt uns hier das Abenteuer! Aber auch diese einzigartig, schneebedeckte Weite. Die Stille, der Norden ohne Touristen. Natürlich laden die bunten Paraden in Dawson City jedes Frühjahr ein und Touristenströme folgen. Aber ist das der echte Norden? Oder eigendlich ein öffentlich aufgeführtes Schauspiel, um alte Zeit darzustellen und Touristen anzulocken?

Viel Schöner ist es doch die Menschen kennenzulernen die hier leben, rund ums Jahr. In einem kleinen Café zu sitzen, zu beobachten wie die Menschen kommen und gehen. Sich begrüßen und miteinander quatschen, wie sie es immer tun. Jeder kennt hier oben jeden. Wir sitzen im Herzen Dawsons. Über den Highway 1 sind wir die letzte Woche von British Columbia nach Dawson City gefahren. Viele Kilometer auf schneebedeckten Straßen. Wir haben den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Wir können dabei zuschauen wir der Yukon jeden Tag ein bisschen weiter zufriert.

Es hat -16, -18, -20C°. Die Luft friert ein beim Atmen. Der Schnee glitzert. Und wir freuen uns wie zwei Schnitzel darüber! Das hier, genau das, erfüllt uns so sehr wie keine andere Strecke die wir bisher erleben durften. Wir werden hier oben noch ein bisschen bleiben. Haben uns gegen unseren ursprünglichen Plan -zügig nach Vancouver zu fahren- entschieden. Wir wollen unsere Seelen noch ein wenig auftanken.

Es ist hier soviel passiert. Ich wüsste gar nicht, wie man das alles in einen Blog packen soll. Aber eine Geschichte will ich euch nicht verschweigen.

Es war unsere erste Nacht in der es weit unter -10°C hatte. Wir können unsere Standheizung im LKW so programmieren, dass sie automatisch einschaltet sobald die Temperatur unter xy°C fällt. Es war die erste Nacht in der die Fenster geschlossen blieben und die Heizung programmiert war. Wir haben unseren Aufbau wohl gut genug gedämmt. Denn bis zu Außentemperaturen von -10°C können wir ohne Heizung die Nacht gut aushalten.

  • 2.00 Uhr nachts: Wir merken wie die Heizung anfängt zu rödeln. Sie startet heizt hoch und schaltet sich auch wieder ab.
  • 9.00 Uhr morgens: Die Zehen spitzen aus der Decke hervor. Uhh kalt! Die Heizung ist nicht mehr angesprungen. Komisch. Mag aber vorkommen. Wir stehen auf. Wickeln uns in dicke Decken ein und schalten die Heizung nochmal ein. Sie rödelt und heizt.
  • 10.00 Uhr morgens: Es ist stockdunkel. Die Sonne geht erst in einer dreiviertel Stunde auf. Die Heizung fährt runter. Wir schauen uns an. Es hat im Aufbau nun um die 15°C. Die Heizung zeigt Fehler an! Verdammt! Wir wissen genau was auf uns zu kommt. Wir lesen uns ein. Zahlreiche Fehler könnten es sein. Bei -16°C das Schrauben anfangen? Schwierig! Die Fehlermeldung und unsere Vermutung – VERRUßUNG. Sollte das der Fall sein, hat unsere quasi neue Standheizung einen Totalschaden! Wir gehen alle Notfall Szenarien durch. Machen uns heißen Tee, beratschlagen. Hollen den jeweils anderen nervlich wieder runter. Und erinnern uns an einen Satz unseres Mechanikers aus Prince Rupert. Der meinte wir sollen unsere Heizung regelmäßig mit Kerosin freibrennen. Ja richtig Kerosin! Wir haben damals gelächelt und den Kopf geschüttelt. Zumal wir schon verwundert waren, dass man hier einfach mal so Kerosin kaufen kann. Wir können doch nicht unsere Heizung damit laufen lassen?! Jetzt, in an Bedacht der Situation, und der ausbleibenden Möglichkeiten, scheint die Variante aber gar nicht mehr so weit weg. Wir Googlen. Wir finden genau einen Eintrag dazu. In einem Forum, nicht wirklich aussagekräftig.
  • 15.00 Uhr: Es ist kalt, auch in Greeny. Wir schrieben nochmal mit unserem Mechaniker und beschließen wir kaufen Kerosin! Und ja, sogar der kleine Baumarkt in Dawson City hat Kerosin. Und Siehe da! Sie hustet einmal, zweimal, dreimal. Sie ist wieder da! Erleichterung. Unsere Heizung funktioniert wieder. Zwar sind wahrscheinlich noch ein paar Sachen abzuändern, aber fürs erste sollte sie uns wieder warm halten können. Ich hatte uns schon mit dicken Schlafsäcken in Greeny sitzen sehen.

Um die ganzen Details nicht zu vergessen, muss ich nochmal erwähnen, was solche Temperaturen für das Camper Leben bedeuten.

Wir können nicht mehr einfach so dumpen gehen. Die Abwasser- und auch Frischwasser anlagen sind eingefroren. Wir hatten bisher ein paar Mal Glück, konnten in einer Tankstelle anschließen oder fanden beheizte Wasseranlagen. Die gibt es im Norden häufiger, da auch die Dorfbewohner regelmäßig im Winter von der Wasserzufuhr abgeschnitten werden. Abwasser ist da deutlich schwieriger. Wir müssen deutlich mehr mit Einheimischen interagieren uns durchfragen.

Unsere Fenster sind nach einer langen Fahrt angefroren. Erst nach längeren beheizen lassen sie sich wieder öffnen. Auch ist das Tauwasser, innen an den Fenstern gefroren. Um Tür und der Klappe bilden sich innen sogar kleine Eiszapfen. Gekochte Eier kann man zum Abschrecken auch mal aufs Dach legen.

Lasst die Bilder auf euch wirken, sie sagen mehr als tausend Worte.

Ihr könnt nun auch auf Bilder klicken, dort findet ihr auch die Untertitel.

2 Kommentare

  1. Rainer

    Hallo Michi und Frau !

    Herzliche Neujahrsgrüße schickt Euch der Mog-Rainer aus Mühldorf.
    wie ich an den schönen Bildern sehen kann,geht es Euch prächtig und ihr bekommt tolle Sachen zu sehen.
    Ich wünsche Euch jedenfalls alles Glück der Welt für Eure Klasse Tour und freue mich über noch viele, schöne Fotos.

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