Woche 11; Kalt, kälter, -31°C
Woche 11; Kalt, kälter, -31°C

Woche 11; Kalt, kälter, -31°C

Wir hörten die letzte Woche mit einer ausfallenden Heizung auf und fingen die neue gleich wieder mit einer an. Das sind wohl die Momente an denen wir uns fragen, warum wir das eigendlich machen.

Der einzige Vorteil den wir nun hatten, wir konnten ziemlich sicher sagen, dass sie wahrscheinlich nicht verrußt ist. Zu mindestens nicht so stark, dass sie wieder komplett ausfallen würde.

Ganz langsam fiel der Groschen. Wir haben einen separaten Tank für unsere Standheizung. In der immer noch relativ viel Sprit aus Banff drin war. Interessanter weiße der gleiche Sprit, bei dem wir riesige Start Schwierigkeiten mit Greeny hatten. Wir haben schlechten Sprit bekommen, auf jeden Fall keinen sonderlich guten Wintersprit. Zu unserem erstaunen hat Kanada grundsätzlich eine miserable Sprit Qualität.

Wir mischten kurzerhand 15l Benzin in unseren Heizungstank und siehe da! Sie läuft und das seit einer Woche. Und hoffentlich auch für länger.

Wir sind wieder südwärts unterwegs. Haben Dawson verlassen. Wir trauen uns langsam mehr in die Wildnis, tiefer in den Schnee. Fahren Stellplätze an, die etwas außerhalb des Highway 1 sind und erleben den Winter nochmal anders. Der offene Platz am zugefrorenen See, fühlt sich nach ein paar Tagen wie unser eigenes Reich an. Der neue Schnee hüllt uns ein. Vermutlich wären wir hier noch eine ganze Weile geblieben, wenn uns nicht der Wetterbericht auf Temperaturen von -30°C vorwarnte. Erfrierungsgefahr heißt es auf der Kanadischen Wetterseite!

Es sind die neuen Situationen, die extremen, die einen immer wieder kurz Stocken lassen. Die einen aus der weißen Winter-Wonderland-Blase rausholen. Es folgen wieder Diskussionen. Was kann unser LKW, was können wir. Welche Worst-Case Szenarien gibt es. Eingefrorenes Kühlwasser ist wohl eins der schlechtesten. Wir entscheiden uns in die nach Pelly Corssing zu fahren. Wenige Kilometer vom Dorf zu nächtigen. Hier werden wir niemanden dabei stören, sollten wir unseren Greeny die Nacht laufen lassen müssen.

Wir holen uns noch etwas Glycol und mischen das Kühlwasser noch etwas winterfester. Beim kauf treffen wir einen Trucker und kommen mit ihm ins Gespräch. Ab -25°C schaltet hier keiner mehr seinen Truck aus, meinte er. Wäre viel zu gefährlich, dass er am nächsten Tag nicht mehr anspringt. Andere Dorfbewohner wünschten uns eine warme, sichere Nacht. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass wir beide etwas nervös der Nacht entgegenblickten.

Wir blieben auf, beobachteten die Temperaturen. Um 22.00 Uhr waren -26°C erreicht und wir schalteten Greeny ein. Die Temperaturen gingen runter, bis wir schlussendlich, am frühen Morgen die -31°C geknackt hatten. Das Atmen fällt nun schwer. Die Nase friert innerhalb Sekunden zu. Die Nacht war Sternenklar! Und überraschte uns mit den ersten starken Nordlichtern.

Die nächsten zwei Nächte waren unruhig. Grenny vibrierte und brummte monoton vor sich her. Unser Bett glich einer Vibrationsplatte. Mit schlafen war da nicht viel. Wir sind gerändert von den Nächten und dennoch tiefst dankbar, dass unsere Heizung durchgehalten hat. Die Tage werden nun wieder wärmer. -20°C fühlen sich an wie der pure Frühling. Und wir ertappen einander wie der ein oder andere die Worte sagt: „Heute ist es richtig warm, hat ja nur -18°C.“

Das schöne an neuen Erfahrungen ist, dass sie nicht mehr neu sind, sobald man sie das erste Mal erlebt hat. So können die nächsten -31°C kommen, ohne dass wir uns große Sorgen machen müssen. Jetzt wissen wir wie es geht!

Ihr könnt nun auch auf Bilder klicken, dort findet ihr auch die Untertitel.

2 Kommentare

  1. Maria Krämer

    Gratuliere, da habt ihr ja mit den tiefen Temperaturen wirklich was durchgestanden. Liebe Anna und Michi, ich muss mich erstmal entschuldigen, dass ich noch nichts von uns hören gelassen habe, obwohl wir immer sehr aufmerksam am Wochenende eure Berichte lesen. Witzig bei eurer Tour nach Norden nach Dawson war, dass ich gerade ein Buch von Martin Walser las, wo diese Fahrt mit euren Haltepunkten auch vorkam. Allerdings machte es im Buch ein älteres Ehepaar im Sommer auf dem Fahrrad. Absolut verrückt. Ich frage mich, wie Walser auf die Idee kam, diese Region aufzusuchen. Er selbst war jedenfalls schon zu alt, als er das schrieb. Dann muss ich euch auch noch ein Buch über den Yukon empfehlen von Jack London, das ich vor ein paar Jahren gelesen habe. Titel: In einem fernen Land. Es sind Kurzgeschichten von Jack London. Feuer machen heißt gleich die zweite Geschichte und spielt direkt am Yukon. Jack London war um 1900 der meist übersetzte englische Dichter. Wenn man doch noch zur Zeit der Explorer gelebt hätte, haben Reinhard und ich oft gedacht. Wenn ihr dann zu Hause seid, könnt ihr mit viel Erinnerungen diese Literatur genießen. Machts weiter gut und wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht. Mit Grüßen, Maria

    1. Liebe Maria, vielen Dank für deine Nachricht. Wir freuen uns immer sehr von euch zu hören. Wir hatten oft den selben Gedanken. Diese Zeit muss unglaublich spannend gewesen sein und hart zu gleich. Kein Vergleich jetz per Fahrzeug diesen Weg zu beschreiten. Deine Buchtipps nehmen wir gerne an. Wünschen euch eine besinnliche Weihnachtszeit. Bis Bald!

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