Neues Jahr – Neue Abenteuer
Unser Jahr hätte wohl nicht spektakulärer Starten können. Ein Mini Abenteuer nach dem anderen hat uns diese Woche begleitet, aber dazu später mehr.
Wir haben das Neue Jahr feierlich zu zweit in unserem Greeny verbracht. Erst haben wir uns live über´s Internet zu euch geschalten und haben mitgefiebert. Um dann 9h zu warten und dann auch bei uns das Neue Jahr anklingen zu lassen. Wie verrückt! An solchen Tagen wird einem umso bewusster, wo wir sind und wo ihr seid.
Zum Feiertagseinkauf sind wir noch einmal in die nah gelegene Stadt gefahren. Wir haben hier Donald und seinen Welpen getroffen. Die, wie auch viele andere hier, auf der Straße leben. Die Gegebenheiten sind wirklich erschreckend. Wir kauften mit ihm zusammen ein paar Dinge ein und fuhren ihn nach ,,Hause“. Ein Straßendamm, an der gerade die Polizei stand und diesen räumt. ,,Schnell! Fahrt weiter“, rief uns Donald zu. Das taten wir auch und liesen den alten, gebückten Mann an einer Tankstelle raus. Als wir ihn fragten, wo er denn heute Nacht schlafen könnte, grinste er verschmitzt und entgegnete: „Villeicht finde ich heute Nacht wieder ein Auto, das nicht zugesperrt wurde“. Natürlich waren wir nur allzu auffällig, als wir mit unserem grünen Truck die zwielichtige Straße entlangkamen. Und schon hatten wir auch die Polizei hinter uns, die uns verdächtig lange hinter her fuhr. Nach einiger Zeit lies die aber dann auch wieder locker. Donald und sein Hund liesen uns beide nicht los, wie können wir ins neue Jahr mit einem prächtigen Menü starten, wenn er noch nicht mal einen Schlafplatz hat?! Nachdem wir der festen Überzeugung waren, dass es das Schicksal sein musste, das uns ausgerechnet einen Obdachlosen mit einem Welpen namens Diesel, zu und schickte, sind wir ein zweites Mal zu ihm gefahren. Wir haben viele Stunden mit ihnen verbracht. Und uns sind dabei viele Dinge klar geworden, wir haben dazugelernt. Haben einen Einblick in die Szene erhaschen können. Wir haben unser Bestes gegeben und denken immer wieder an die zwei.
Wir müssen auch mal kurz darüber reden, was eigendlich in einer Stadt wie Yakima -die nicht sonderlich groß ist- passiert, wenn wir uns eine Zeitlang in ihr bewegen. Neben der Tatsache, dass wir ständig Smalltalk über unseren LKW halten müssen, ist hinten an unserem Heck unser Instagram Name ziemlich unübersehbar aufgedruckt. Eine Fahrt durch die Stadt gibt schnell Interessierte zu Gucker. Ab und an, lernt man auch Menschen kennen. Zum Beispiel Jean, der uns gleich mal zum Essen eingeladen hat. Ein unglaublich netter Mensch! Unteranderem hat uns auch eine Nachricht erreicht, mit folgendem Text: „Hallo ihr zwei, ich lebe seit einiger Zeit in meinem Mercedes 917 und bin gerade in Kalifornien. Freunde von mir, haben mir geschrieben, dass ihr in meiner Heimatstadt seid. Wollt ihr euch auf dem Weg nach unten mal treffen?“ Man muss sich mal vorstellen, wie dies zustande kommt. Wir sind manchmal echt baff, wie wir die Aufmerksam auf uns ziehen können. Nach kürzester Zeit sind wir einfach Stadt bekannt und auch noch weit darüber hinaus. Wenn uns bekannte Gesichter zu winken und grüßen, wissen wir meistens es ist Zeit weiter zu reisen.
Wir bekommen natürlich auch andere Art von Nachrichten, meistens weil wir den betroffenen Personen zu langsam sind. Die halten sich aber in Grenzen, zum Glück.
So, und nun weiter mit unseren echten Abenteuern. Wir verlassen nach Neujahr unseren Stellplatz in Yakima, wollen zum Mount Rainer und Mount Adam. Kaum losgefahren, machten uns die ersten Einheimischen darauf aufmerksam, dass Mt. Rainer gesperrt sei. Jedes Jahr wird die Straße ab Thanksgiving gesperrt. Und wir müssen uns einen anderen Weg suchen. Wir nehmen die größere Straße bis kurz vor Mt. Adam, ein neuer Versuch etwas Landschaft auf der kleinen Landstraße einzufangen.
Beim vorbei fahren fällt uns ein Schild auf „Mt. Adam blocked by Snow“. Wir überlegen. Wir wissen beide, dass wir gerne weiterfahren wollen. Schnee kennen wir bereits und nachdem wir hier weit und breit keinen sehen können, denken wir auch nicht, dass dieser in den nächsten 100km, viel mehr werden könnte. Weil es aber gerade so schön passt, kommt uns eine Mopet Fahrerin entgegen, die wir kurzer Hand fragen. – Ja, Schnee wird’s da schon geben. Ist halt ziemlich eng und kein Empfang aber Good Luck! – Kurz bevor wir uns auf machen wollten, sehen wir es rot, blau hinter uns blicken. Die Police! Mhm naja, viel können sie ja nicht wollen. Und tatsächlich fragt uns der Officer nur, ob wir verloren gegangen sind. Wir fragen ihn auch nochmal nach der blockierten Schneestraße und auch dieser meinte, wenn wir im Schnee fahren können, sollte das kein Problem für uns sein. Umdrehen ist aber nicht, Pullouts oder ähnliches wird es nicht geben!
Lange Rede, wir entscheiden uns natürlich dafür. Die Straße wurde schnell schmaler und bald war auch der Schnee da. Mit Allrad arbeiten wir uns voran. Und uns wurde bewusst, dass sich mit diesem Schneepass eine neue Dimension eröffnet. Und ganz ehrlich! So im Nachhinein, sind wir der festen Überzeugung, der Policeofficer hatte keine Ahnung, was uns da oben erwarten würde. Greeny gräbt sich, in Schrittgeschwindigkeit, durch ca. 40 cm hohen Schnee. Die Straße gerade mal breit genug für uns. Rechts Abhang, links Berg.
Wir hatten aber einen Hoffnungsträger, eine noch nicht all zu alte Spur war zu sehen. Also muss die Straße genutzt werden! Wenn auch nicht von besonders vielen Leuten. Wir hatten die Hälfte der Strecke geschafft, als wir vor uns einen Pickup sahen. Wild fuchtelt stieg eine junge Frau aus. Als würden wir sie hier übersehen können… Schnell war klar, sie war unsere Spur. Jene die wir die letzten Kilometer verfolgt hatten! Und auch steckt sie, seit zwei Tagen, auf diesem Bergpass fest. Beim Umdrehen hat sie sich im Graben festgefahren. Mit T-Shirt und Ballerinas stand sie vor uns. Wie ein Wasserfall erzählte sie uns, dass sie in zwei Tagen Geburtstag hat und dies schon als ihren Todestag kommen gesehen hat. Sie hätte probiert die restlichen 60km zu gehen aber nach 3 Metern sei sie wieder umgekehrt. Ich glaube, sie hatte absolut keine Ahnung wie lang man wirklich zu Fuß für 60 Kilometer braucht. Abgesehen von den Bedingungen hier oben. Greeny konnte seine erste Rettungsaktion durchführen, bei der selbst wir unsere Schneeketten aufziehen mussten. Wir leisteten noch einige Minuten seelischen Beistand, tauschten Nummern aus, falls einer von uns nicht unten ankam und machten uns auf den Weg, in die entgegengesetzten Richtungen.
Die nächsten Kilometer waren mit einem normalen Pickup nicht mehr fahrbar. Der Schnee wurde tiefer und auch wir kamen immer wieder ins rudern. Greeny rutschte, Michi kreiselte die Arme über dem Lenkrad und beide hofften wir, dass dabei alles gut geht. Und es ging gut! Würden wir die Straße nochmal fahren? Yes! Ich bin unglaublich stolz auf uns beide, wie gut wir solche Situationen meistern. Es sind die Situationen bei denen man wirklich nicht weiß, wie es aus gehen wird. Situationen in denen man die Alternativen im Kopf durch geht. Plan A, Plan B, Plan C. Aber im Schnee sind wir mittlerweile wahre Meister. Wie sich auch ein weiteres Mal noch rausstellen wird.
Es ging weiter, der Schnee war so schnell weg, wie er gekommen ist. Wir sind wieder im Weideland angekommen. Sehen neue Atemberaubende Landschaften. Bekommen Nachrichten, dass wir schneller fahren sollen 😀 Wenn wir könnten, würden wir?! Und machten großartige Wanderungen.
Eine Nacht hat es gedauert und schwupp, hatten wir wieder… Schnee! Wir sind der überzeugen, dass wir ihn magisch anziehen. Wir wollen zum Crater Lake. Der Schnee wurde von Meter zu Meter höher und höher und er kam zu einem Höchststand, von einer fast ganzen Körperhöhe, einer Anna. Zum Crater Lake kam es für uns dann nicht mehr, die Webcam zeigt einen eizigsten Dunst an und wir entschieden uns weiter zu fahren. Kleine Anmerkung am Rande. Während wir für die Amerikaner im Normalfall sehr langsam fahren, kommen diese, bei Schnee, gar nicht mehr zurecht. Wir haben sogar überholen können! Das soll sich mal jemand vorstellen, dass kam in den letzten 16.000 Kilometern nicht vor. Aber Michi und Schneepiste, das läuft einfach. Da blüht er richtig auf, sein Element! Keine 10 Kilometern später, steht der nächste Pickup im Graben und ich glaube, mich ein klein bisschen grinsen zu sehen, als ich fragte ob wir denn helfen könnten. Kaum geparkt hatten wir den Pickup auch schon wieder draußen und glückliche Gesichter bedankten sich. Wir wären hier ein super Pannendienst!
Nach einigen Schneetagen sind wir doch recht schnell an der Kalifornischen Grenze gelandet. Das überrascht uns selbst ein wenig. Villeicht haben wir noch die kanadischen Distanzen im Blut. Allerdings muss man auch ehrlich sein. Das Wintercamping hat seinen Charm, aber mal wieder draußen Tisch & Stühle aufzubauen, das fehlt uns dann doch etwas. Museen und Attraktionen haben meist geschlossen.
Durch Kalifornien werden wir wohl zügig durchfahren. Der Sprit ist sehr teuer und Stellplätze sind hier auch eher schwierig zu finden. Aber lassen wir uns überraschen, wie es weiter geht 😊 Jeden Tag eine neue Überraschung.
Bis ganz bald,
Anna & Michi
Wenn ihr auf die Bilder klickt, könnt ihr die Untertitel dazu sehen.