Regenzeit kann Pläne durchkreuzen
Wir befinden uns immer noch auf 3800 m ü NN. Heute soll es nochmals hoch zum Vulkan gehen. Von hier sind es mit Greeny nochmal 500 hm und noch weitere 300 hm zu Fuß. Doch es soll einfach nicht. Die Regenzeit hat uns fest im Griff und so regnet es dauerhaft und wir stehen in einer dicken Nebelsuppe. Außerdem plagen mich (Michi) starke Kopfschmerzen. Wir vermuten, dass mir die Höhe zu schaffen macht. So ändern wir kurzerhand den Plan, lassen den Vulkan nun doch sein und fahren immer Berg ab.
Das nächste Ziel ist Puebla oder genauer Cholula ein Vorort von Puebla. Hier steht die größte Pyramide der Welt! Diese hat eine Grundfläche von 450 x 450 m und hat eine momentane höhe von 66 m. Hier muss man aber dazu sagen, dass diese früher deutlich höher war. Durch die Vulkanasche des naheliegenden Popocaépetl ist über die Zeit die Pyramide im Boden versunken. Erbaut wurde diese vom 3. Jahrhundert v. Chr. Bis 750 n. Chr. von verschiedenen Fölkern der Azteken. Nach der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert wurde auf der Pyramidenspitze eine katholische Kirche errichtet. Diese wurde auf der Spitze errichtet, um die Ehemalige heilige Stätte zu entweihen und dadurch die indigene Bevölkerung zum Christentum zu zwingen.
Das ist in der Umgebung von Puebla nicht die einzige Stätte, die auf diese Art Entweiht wurde. Die Kirchen sind von innen so Prunkvoll, bis dahin habe ich noch nie eine, so reich an Gold verzierte, Kirche gesehen. Im Museum am Fuß der Pyramide kann man noch tiefer in die Erbauung der Pyramide und die Hochkultur der Azteken tauchen. Noch am gleichen Tag geht es weiter in die alte Innenstadt von Puebla. Ein buntes Treiben auf engstem Raum. Unser erster halt ist ein kleines Museum namens „Museo Regional de la Revolucion“. Genau dieses Haus wurde am 18.11.1910 angegriffen und diese Spuren sind bis heute deutlich zu sehen.
Wir schlendern weiter durch die wundervolle bunte Altstadt. Vorbei an Kirchen und Prunkbauten der Konulialzeit zu der ältesten Bibliotek Amerikas. In der „Biblioteca Palafoxiana“ können wir kurz dem Trubel entfliehen und die Stille genießen, bis es später weiter zu einer der unzähligen Märkte geht.
Unser nächstes Ziel ist Oaxaca. Wir beziehen einen kleinen Campingplatz am Rande der Stadt. Wir haben nun also die Grenze überschritten ab der es nun wohl kein Uber mehr gibt. Also begeben wir uns auf die Suche nach dem nächsten Taxi. Diese gibt es hier in großer Menge und zu unserer Überraschung wird hier das Taxi vollgemacht bis es fast aus allen Nähten platzt. Zu erst geht es ins „Museo de las Culturas de Oaxaca“. Weiter geht es wieder zu Fuss durch die kleinen Gassen. Kurzerhand dürfen wir den Auszug einer Mexikanischen Hochzeit aus der Kirche miterleben. Weiter geht’s vorbei an bunten Märkten ins nächste Restaurant in dem möglichst viele Einheimische sitzen. Nicht ganz einfach etwas zu finden, wenn man sich unter Namen von Gerichten noch nicht mal mehr etwas vorstellen kann. So entscheiden wir uns kurzerhand für drei verschiedene Sachen. Wir wissen, das Erste hat etwas mit Grashüpfern zu tun, das zweite ist traditionell für Oaxaca und das dritte ist mit einer beliebten Mexikanischen Soße der „Mole negro“. Im Nachhinein können wir mit gutem Gewissen behaupten, dass Grashüpfer mit Guacamole eine fantastische Mischung sind.
Am nächsten Tag geht es nur 60 km weiter nach Hierve el Agua. Hier gibt es einen versteinerten Wasserfall. Durch die Ablagerungen von Thermalwasser ist hier dieser unwirkliche Wasserfall entstanden. Der dichte Nebel lässt uns schon früh aufbrechen. Es soll 260 km durchs Gebirge gehen.
Es hatte die ganze Nacht geregnet und so düsen wir mit durchdrehenden Rädern zurück auf die Hauptstraße. Kurzerhand ein U-Turn auf der Schnellstraße um den schnelleren Weg auf die „Autobahn“ zu finden. Ein Hirte mit seinen 7 Ziegen winkt uns Freude strahlend zu. Die Maut ist stark überteuert in Mexiko. Vergleichen kann man es mit Italien nur noch etwas teurer. Was Greeny für ein Fahrzug ist, können wir leider nicht vermitteln. So sind wir manchmal ein LKW, hin und wieder ein Auto und sogar als Motrrad sind wir schon abgerechnet worden.
Mit Vollgas geht es auf einer kleinen Straße weiter durch die Berge. Erst kriechen wir mit Volllast 30 Minuten der Berg hoch dann kriechen wir den selben mit Motorbremse wieder hinunter. Durch Dörfer und Städter geht es meist genauso langsam, hier warten mehr oder weniger gut beschilderte Topes auf uns. So kann es auch mal vorkommen, dass sich der deutsche Kopf beschwert, wenn an einem Schild mal kein Topes kommt.
Von anderen erfahrenen Mexikoreisenden wissen wir, dass wir, den Bundesstaat, Veracruz unbedingt meiden sollten also führt die bergige Route direkt mal wieder an die Pazifikküste. Wenn wir nach einer solchen Fahrt ankommen und den Motor nach 8 Stunden Fahrt endlich abstellen, wird plötzlich alles ganz still um uns. Es dauert ein paar Minuten, bis die Ohren das Rauschen des Wassers aufnehmen können. Wir stehen 100 Meter weit vom Meer entfernt auf einem kleinen „Campingplatz“. Wir schauen die Küste hinauf und hinunter und wundern uns, dass hier nichts bis auf ein paar Einheimische in ihren einfachen Behausungen leben. Keine Hotelkomplexe, keine Villen, keine Verbote. Wir stapfen die Brandung entlang, durch den weichen Sand. Können viele Pelikane beobachten und sehen unsere ersten zwei Wasserschildkröten. Morgen soll es weiter gehen und dann tauchen wir wohl wieder richtig in den Dschungel ein. Mal schauen was wir erleben werden.
Hasta pronto,
Anna & Michi