Woche 53; OH Antigua!
Woche 53; OH Antigua!

Woche 53; OH Antigua!

Ein grinsen strahlt uns entgegen als wir in die Einfahrt unseres ,,Zuhauses” betreten und dem freundlichen Polizisten, der gerade Schicht hat und hinter der Holztheke hervor lugt, ,,Buenas tardes” entgegenrufen. Seit drei Wochen stehen wir nun in dem Garten der Touristenpolizei. Umringt von einer hohen Mauer mit dem ein oder anderen Camper als Nachbar.

Kurz nach Sonnenaufgang beobachten wir täglich das Zusammenkommen unserer Gastgeber. Aufgaben werden verteilt, wie das tägliche Fegen des Grundstücks oder das Füttern der herrenlosen Katzen uns Hunde auf unseren Platz. Dann laufen unsere freundlichen Polizisten in alle Richtungen aus. Am Morgen begrüßen wir die Morgenschicht am Abend wünschen wir der Abendschicht eine gute Nacht. Am Morgen miaut es auf unserer Treppe, ein Kätzchen begrüßt uns und hat auch schon, dass ein oder andere Mal den Weg in Greeny gefunden. Als würden wir schon immer hier dazu gehören, als wäre es ganz selbstverständlich hier zu sein, ein und auszugehen wie man möchte.

Morgens um 6.00 Uhr klingelt der Wecker. Wir nutzen den frühen Tag und drehen eine Runde durch die kleine Stadt. Der Tag beginnt gerade, einige machen sich schon auf in die Arbeit. Läden werden beliefert und die Sonne lässt die bunten Häuser in einem weichen, warmen Licht erstrahlen. Auf unseren Weg in das Zentrum begrüßen wir die Gemeinde Mitarbeiter, die jeden Morgen unsere Straße kehren und den schmächtigen jungen Mann, der den ganzen Tag über, immer an derselben Stelle auf dem Gehweg steht. Dort bewacht er seinen kleinen Streifen, in dem Motorräder Seite an Seite, wie Dominosteine geparkt werden und er ein kleines Entgelt dafür kassiert, ein Auge darauf zu werfen.

Wir gehen mit Reisebekanntschaften Essen, schließen neue Freundschaften und trinken Cerveza bis spät Nachts im grünen, Dschungel Biergarten von Antigua.

In unserem Lieblingscafé werden wir strahlend begrüßt. In unserer Bäckerei heißt es ,,Hasta mañana” (Bis Morgen).

Der Weg zum spanischen Unterricht ist fest eingeprägt, über das holprige Kopfsteinpflaster, den Chickenbusen ausweichend und die Luft anhalten, sobald einer jener an uns vorbeifährt.

Wir kennen die Straßenhunde, den kleinen weißen, flauschigen; der große, schwarze mit den spitzen Ohren und die Knickohr Katze, die immer an dem Tor der Schule vorbeizieht. Jeden Tag begegnen wir dem netten Herrn im Rollstuhl, der uns freundlich begrüßt und von Carlos und Maria unseren spanischen Lehrern können wir uns auch kaum trennen.

Jeden Nachmittag regnet es, während wir unter Dach im Garten von Tag zu Tag besser spanisch können. Eine Aguacate fällt vom Baum. Ein Eichhörnchen hört uns auf Augenhöhe neugierig zu. Neben der Schule gibt es eine unscheinbare Haustür. Michi nutz die Gunst eine Pause vom Lernen zu machen und klopft an der schwereren, braunen Holztür. Ein zierlicher, alter Mann schaut durch den Türspalt. 4-mal Café bitte! Der Schulnachbar hat sein eigenes Business und verkauft Caffè and die Schüler und kocht Mittagessen für die Lehrer. Für 40 Quatzales (4.5€) kommt weniger Minuten später der Sohn in den Schulgarten spaziert und serviert uns und unseren Lehrern frisch gebrühten schwarzen Caffè. Der hier so blumig und aromatisch schmeckt, wie man es sich nicht vorstellen kann. Unsere Lehrer freuen sich und wir freuen uns mit ihnen!

Eine andere Welt

Wir haben Einzelunterricht. Ich mit Maria und Michi mit Carlos. Wir sind am Nachmittag nur wenige Schüler. Um uns herum sie die Tische leer.

Unsere Gespräche werden intimer. Ich erfahre und lerne von dem echten Alltag der Guatemalteken. Marias Schwägerin ist krank. Seit ein paar Wochen gelähmt. Vor ein paar Tagen hat sie auch Dengue Fiber bekommen, oft ein Todesurteil für die Einheimischen. Ihre Schwester hat Krebs, man weiß nicht, ob es Operabel ist. Medikamente sind teuer müssen selbst gezahlt werden. Wie teuer haben wir selbst erfahren. Vergleichbare Medikamente in Deutschland kosten hier das DOPPELTE! Der Durchschnittslohn beträgt hier ca. 400€ im Monat.

Maria hat Glück, die Stelle als Lehrerin ist eine gute Arbeitsstelle. Aber auch sie lebt von Woche zu Woche. Tikal, Atalan, all diese Orte haben weder Carlos noch Maria je gesehen… Zu teuer. Gespart werden kann nicht und wenn dann für Krankheiten. Maria wohnt im Haus ihrer Eltern, ein kleines Haus. Sie teilt sich das Haus mit 3 ihrer Geschwister und 3 Neffen. Platz ist nicht viel. Sie hätte gerne eine größere Küchenzeile, die jetzige steht draußen mit einem kleinen Vordach. Es gibt keine Heizung und auch keine Holzöfen. Letztes Jahr konnte sie sich einen kleinen Heizlüfter kaufen, für die Zeiten, wenn es viel regnet und alles im Haus klamm wird und nicht mehr trocken wird. Anschalten kann sie ihn aber nur ganz selten, denn der Strom ist teuer. Sie besitzen kein Auto, fahren mit dem Bus. Am Samstag wird per Hand die Wäsche gewaschen. Am Sonntag und auch an jedem anderen möglichen Tag geht Maria in die Kirche und betet. Denn, so scheint es, ist es die einzige Hoffnung auf ein gesundes, langes Leben. Sie betet für ihre Familie, die alle zusammenlegen, um sich notwendige Medikamente leisten zu können. Es gibt günstige Apotheken, die sie sich eher leisten können, aber die Medikamente sind gestreckt und wirken oft nur schlecht.

Die Menschen suchen nach Gründen die ihre Krankheiten erklären, die Ursachen klarer machen. Zu viel Ärger, schlechte Taten in der Vergangenheit, Corona Impfung, Unglück. Alles das ist schwer mit anzuhören, wenn man doch weiß das ihnen bei uns geholfen werden könnte. Die Ursachen vermutlich Medizinisch erklärbar sind.

Und doch, wie schwer muss es sein, wenn die einzige Aussicht auf Besserung der Gang zur Kirche ist. Stunde um Stunde betend ….

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