Gestrandet an der Pazifikküste
Während ich gerade durch unser schummrig sandiges Fenster starre, in das die Sonne gerade hineinleuchtet, überlege ich wo ich am besten anfangen soll.
Vor einer Woche genießten wir noch die Einsamkeit, Kilometer lange Offroad Piste zu einem Stellplatz an dem wir tagelang keinen Menschen gesehen, geschweige denn gehört haben.
Nur wir zwei, ein See und viele Bäume.
Heute sitzen wir in Prinz Rupert. Michi liegt mal wieder unter unserem LKW und ich recherchiere. Wir würden uns gerne mehr darüber freuen, dass wir nach 8.000 km den Pazifischen Ozean erreicht haben! Einmal quer durch Kanada, vom Atlantik zum Pazifik.
Allerdings stehen wir nicht wie geplant an einem bewaldetet Stellplatz und schauen uns ein paar Tage Prince Rupert an, solange bis unsere Standheizung geliefert wird. Stattdessen stehen wir vor einem kleinen blauen, mit Holz beschlagenes Häuschen, bergauf am Straßenrand.
Das Häuschen gehört Michael, der uns freundlicherweise an bot, hier stehen zu können. Michael ist Mechaniker, in der Werkstatt, die wir gestern aufgesucht haben.
3 Tage zuvor:
Wir sind auf dem Weg nach Prince Rupert. Den Highway 16, den wir entlangfahren, würden wir als Landstraße bezeichnen. Zweispurig, geführt zwischen Felswand und dem Skeena River. Vor uns, einer der schönsten Landschaften, die wir in Kanada bisher gesehen hatten. Weiße Gipfel umringen den wilden Fluss, der sich in alle Richtungen ausbreitet, sich seinen eigenen unberechenbaren Weg bahnt. Reißend, oder nur langsam vor sich hintreibend. Unberührte Natur.
Wir suchen uns einen Nachtplatz an einer Slipstelle. Der Morgen darauf; Greeny springt nicht mehr an. Ich gehe in meinem Kopf die Notfall Szenarien durch; ,,Kein Telefonnetz, also müssen wir zu Fuß los, die nächste Stadt ist nicht allzu weit weg, evt. Treffen wir ja auch einen Autofahrer, erstmal abschleppen wäre vermutlich gut.“
1h später läuft er wieder. Wir wissen beide nicht warum, aber er läuft fürs Erste. Wir düsen ohne Pause weiter Richtung Prince Rupert, wollen den alten Herren erstmal nicht mehr abstellen. Wir schauen uns an und wissen beide, der Anlasser muss funktionieren bevor wir noch weiter in den Norden fahren. Das hat jetzt absolute Priorität. Wir sind angekommen. Stehen am Parkplatz, machen ihn aus. Fragen im Walmat nach unserer Heizung, die noch nicht geliefert wurde, und gehen wieder zum Greeny. Nach zwei Anstößen läuft er wieder. Dann wird er wohl auch morgen wieder anspringen. Am Morgen bangen wir wieder. Wieder willig springt er, nach einiger Zeit, an. Jetzt geht’s nur noch ab zu Werkstatt. Wir treffen auf Michael der begeistert über unser Fahrzeug ist. ,,Ein Unimog?“ fragt er. Wie oft wir diese Frage schon gehört haben. Er klettert unter unser Fahrzeug. Der Magnetschalter solls sein. Er tätigt ein paar Anrufe und kommt mit einer Mailadresse wieder. Wir sollen einen Hans kontaktieren, der aber gerade in Deutschland sitzt und Unimogs nach Kanada importiert. Ganz zufrieden sind wir nicht. Wir hätten uns eher ein Ersatzteil beim nächsten Händler gewünscht oder zu mindestens gedacht wir könnten einen bestellen lassen.
Michael bot uns an, bis zur Lösungsfindung, vor seinem Haus zu stehen. Wir saßen auf ein Bier zusammen und wir bekamen eine Erklärung dafür, warum so viele Kanadische LKW-Fahrer uns gut und gerne ihren Mittelfinger beim Überholen entgegenstrecken… wir sind wohl zu langsam. Wir bekamen eine große selbst gefangene Krabbe in die Hände gelegt und schauten ihn erstmal überfordert an. Knackten und aßen dann am Abend in unserem Greeny eine Krabbe, das hätten wir uns wohl auch nie erdenken lassen.
Zahlreiche Freunde und Bekannte knobeln unterdessen in Deutschland mit uns nach einer Lösung. Solange werden wir wohl hier an der Straße stehen. Wir haben Zeit, aber auch Pläne, was davon noch realisierbar sein wird, wird sich in den nächsten Tagen oder Wochen zeigen.
Während ich gerade diesen Artikel schreibe, kommt Michi die Tür hinein und streckt mir einem komplett zerstörten Freilauf ins Gesicht.
Der Whatsapp Kommentar von unserem Mechaniker hierzu: „Oh! Thats not good. You really need a new starter. I think i can make it happen!”
….. We will see….