Woche 87: Neuer Kontinent, neues Land: Kolumbien
Woche 87: Neuer Kontinent, neues Land: Kolumbien

Woche 87: Neuer Kontinent, neues Land: Kolumbien

Wir sitzen in einem Starbucks und arbeiten an den Laptops.

Wir sitzen mal wieder. Diesmal nicht im AirBnB, sondern in einem Starbucks. Entfernung zu Greeny: ca. 5 km.
Aber es gibt einen großen Unterschied zur letzten Woche: Wir haben doch tatsächlich den nordamerikanischen Kontinent verlassen und befinden uns jetzt in Kolumbien – auf dem südamerikanischen Kontinent.
Aber mal ganz langsam: Wie sind wir hier überhaupt hergekommen?

Mercedes 1017 AF steht auf einem Flat-Rack fertig für die Verschiffung nach Cartagena auf der Panamericana.

Unseren Greeny haben wir nun schon die zweite Woche nicht mehr. Letzte Woche, am Montag, sind wir die letzten Kilometer auf der Panamericana im nordamerikanischen Teil gefahren, haben ihn abgegeben – und fast planmäßig, am 18.05., ist er dann tatsächlich verladen worden. Die kleine Edison mit schlappen 366 Metern Länge, mit der Greeny fährt, ist bereits gestern in Cartagena angekommen. Nun muss sie warten, bis sie endlich unseren geliebten Greeny abladen darf. Heute, also drei Tage später, soll er am Nachmittag abgeladen werden.

Es ist ein Livestandort von der Edison ein Kontainerschiff auf dem Greeny verladen wurde.

Wir sind auch am Sonntag – wie Greeny – aufgebrochen, von Panama, und mit einer kleinen Maschine in einer Stunde nach Cartagena geflogen. Angekommen in einem neuen Land, auf einem neuen Kontinent – und doch ist irgendwie alles gleich. Was sich verändert hat, ist der Dialekt. Wir tun uns extrem schwer, etwas zu verstehen. Es ist zwar noch Spanisch, aber so muss es wohl Norddeutschen gehen, die nach Bayern kommen.

Wir fliegen mit Wingo Airline nach Cartagena aus von Panama

Wir sind top vorbereitet für die Immigration. Haben unser AirBnB rausgesucht, wo wir wohnen, und uns ein Fake-Rückflugticket gebucht, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen.
Es ist ja doch immer aufregend:
Bekommen wir die 90 Tage Aufenthalt?
Werden uns blöde Fragen gestellt, die wir nicht beantworten können?
Will man uns vielleicht einfach nicht im Land haben, weil wir schon so viele Stempel aus anderen Ländern im Reisepass haben?
Doch es kommt, wie es meistens kommt:
An dieser Stelle muss ich unbedingt mal wieder betonen, welches Privileg es ist, einen deutschen Reisepass zu besitzen.
Keine Fragen, was wir hier machen.
Keine Fragen, wie lange wir bleiben wollen.
Ohne Augenzucken bekommen wir zack! – 90 Tage in den Pass gestempelt und sind nach einer Minute durch die Immigration.

Raus aus dem Flughafen, rein in die 1000 Taxifahrer, die kein Nein von einer deutschen Kartoffel wie mir akzeptieren. Unsere wichtigsten Sachen fest im Griff, flüchten wir zu unserem Uber. Wir lassen uns zu einem Starbucks fahren, da wir noch länger auf unseren Check-in warten müssen.
Als er auf einen matschigen Schotterweg mit großen Löchern und Müll einbiegt, gehen mir zwei Sachen durch den Kopf:
Entweder gibt es dort, wo wir hinwollen, gar keinen Starbucks – oder wir dürfen gleich aussteigen, aber ohne unsere Wertsachen …
Es war – Gott sei Dank – Ersteres. Der Kommentar unseres Uber-Fahrers:

„Ja hier wollt ihr jetzt vermutlich nicht wirklich hin oder?“
Ja, das sind wir aus Costa Rica und Panama nicht mehr gewohnt, dass eingetragene Geschäfte in Google Maps vielleicht einfach nicht existieren.

Eine Villa in der Altstadt von Cartagena in Kolumbien auf unserer Panamericana-Reise.

Am Nachmittag dürfen wir in unser AirBnB einziehen. Wir besorgen uns noch etwas zu essen und gehen früh schlafen.
Am nächsten Tag eine Nachricht von Freunden, die ein weniger schönes Wochenende hinter sich haben.
Sie sind ein paar Tage vor uns nach Cartagena gekommen und mit einem Touranbieter zu einem Strand gefahren. Natürlich hatten sie alle wichtigen und wertvollen Sachen dabei.
Bei der Heimfahrt vom Strand wurde ihr Bus während der Fahrt – und ich möchte das betonen: während der Fahrt – von einer Bande ausgeraubt.
Sie öffneten die Heckklappe und stahlen alle Rucksäcke: Kleidung, Geld, Dokumente, Schmuck – und zwei langjährige Kuscheltierbegleiter. Alles weg …

Was uns überrascht hat: Die Polizei ist auf die Suche gegangen, ob sie noch irgendetwas finden. Am nächsten Tag bekommen sie eine Rückmeldung von den Beamten – und da wird einem wieder klar: In diesen Ländern laufen manche Dinge anders.
Ein hochrangiger Beamter teilt ihnen mit, man habe vermutlich die Diebe aufgespürt. Doch wurde den Beamten freundlich nahegelegt:
„Wenn ihr Jagd auf meine Familie macht, wird meine Familie Jagd auf eure machen.“
Damit war der Polizeieinsatz beendet – und man muss sich damit abfinden, dass alles weg ist.
Wir wissen natürlich, dass auch uns das mit Greeny jederzeit auf den Straßen der Panamericana passieren kann. Und doch schockiert es einen immer wieder, wie schnell sich eine Lage ändern kann.

Altstadt Cartagena in Kolumbien auf unserer Panamericana Reise.

Altstadt von Cartagena mit Blick auf die Befestigungsmauern.

Schluss mit der Schwarzmalerei. Wir schauen uns jetzt erst mal die Altstadt von Cartagena an. Ein ganz großer Pluspunkt:
Wir genießen ein sehr üppiges Mittagessen und müssen dafür – inklusive Getränken – noch nicht einmal 12 € bezahlen.
Wir kaufen uns ein Souvenir und zahlen dafür 2 €.
Das sind doch Preise, die wieder Freude machen!
Die Altstadt erinnert uns sehr an Antigua – auch wenn es dann doch wieder ganz anders ist.
Es gibt viele kleine Geschäfte, unzählige Verkäufer, die einem irgendetwas andrehen wollen, und wunderschöne Häuser.
Gegen Abend erwacht langsam das Leben. Es wird viel Musik auf den Plätzen gespielt, und Tänzer schwingen die Hüften – bis man denkt, die schwingen gleich ohne den restlichen Körper weiter.

Während der ganzen Zeit beobachten wir Greeny per GPS.
Wir bekommen nur sehr wenige Informationen von der Agentin in Kolumbien, und das ist sehr anstrengend.
Da wir unsere Zimmer immer nur für zwei Tage buchen – weil wir nie wissen, ob wir ihn vielleicht schon am nächsten Tag abholen können –, wird die Situation zunehmend stressiger.
Das Wochenende steht vor der Tür, und das macht es nicht einfacher.
Klar, das sind vielleicht Luxusprobleme – aber trotzdem ärgerlich.
Das ständige Umziehen ist das eine.
Doch dadurch, dass wir immer auf Abruf sein müssen, tragen wir dauernd einen großen Haufen Bargeld mit uns herum.
Und nach der Erfahrung unserer beiden holländischen Freunde ist das Gefühl dabei nicht besser geworden.

Aber sind wir mal ehrlich:
Wir wollen endlich wieder los.
Raus aus der Hitze – ab in die Berge.
Neue Landschaften erkunden und vor allem: endlich wieder in unseren Greeny.

Altstadt von Cartagena ein leerer Platz ausgestorben wegen der Mittagshitze.

Videotipp für Panamericana reisende

Wenn euch die Natur Kolumbiens interessiert, könnt ihr hier eine Reportage in der ARD-Mediathek anschauen. Das ist natürlich nur ein kleiner Lustmacher – wie es wirklich ist, werdet ihr natürlich nur durch uns erleben können!

Ob der nächste Bericht wieder aus dem Greeny heraus kommt?
Wollen wir es hoffen!
Drückt uns die Daumen!

2 Kommentare

  1. Maria Krämer

    Lieber Michael,
    hier noch ein Nachtrag zum Verkehr. Es werden immer viele kleine Motorrollerteufelchen um den Lasterbullen herum schwirren.
    Es sind ja sie, die aufpassen müssen, wenn der Große eine konstant ruhige Tour fährt. Man versteht beim Zuschauen oft nicht, wie gut sie tatsächlich aufpassen. Ratschläge helfen nicht. Ich habe mich über dieses Phänomen des riskanten Fahrens dieser Teufel jedenfalls immer erstaunt und gewundert.
    PS. Wir befinden uns momentan in den Pyrenäen Spaniens

    1. Michael

      Hallo Maria, die Motorrollerteufelchen. Das trifft es ziemlich gut! Spur halten und niemals einen Schlenker nach links oder rechts. Die besten Grüße in die Pyrenäen aus Kolumbien!

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