Unsere Familie ist wieder vereint!!!
Wir sind endlich wieder in unserem Greeny auf der Straße der Panamericana unterwegs. Heute ist die zweite Nacht in unserem vertrauten Zuhause und die erste, die sich wieder angenehm anfühlt.
Bis wir Greeny wieder in die Arme schließen konnten oder anders ausgedrückt: bis er uns endlich wieder einverleiben konnte, ist einiges passiert.


Wir sind mal wieder in ein neues AirBnB umgezogen. Das letzte war mit Uber ca. 40 Minuten außerhalb der Stadt also eher unpraktisch. Jetzt haben wir eines in Zentrumsnähe gefunden und sind sehr glücklich über unsere Wahl.
Endlich haben wir wieder eine Küche, in der wir selbst kochen können. Die letzten Zimmer, die wir hatten, waren entweder fensterlose Löcher ohne Küche oder die Küche war so schlecht ausgestattet, dass man damit nichts anfangen konnte.
Wir haben für vier Nächte gebucht und fühlen uns sofort wohl.
Wir sind dauerhaft auf Abruf, wodurch wir nicht wirklich viel unternehmen können.
Am Donnerstag kann ich unseren Greeny endlich vom Flat-Rack runterfahren. Alles ist noch ganz, er hat die Reise gut überstanden. Am liebsten hätte ich ihn gleich mitgenommen doch das geht leider noch nicht, also wird er nochmal im Hafengelände geparkt. Immer wieder bekommen wir Nachrichten wie: „Bitte in 40 Minuten hier sein …“, „Bitte um 16 Uhr dort sein …“.
Ich komme zu nicht viel anderem. Die Termine zum Unterzeichnen des TIP (Einfuhrgenehmigung) oder der Vollmacht, die ich beim Notar beglaubigen lassen muss, dauern zwar nie lang aber die Wege dorthin sind im Stadtverkehr von Cartagena die absolute Hölle.



Ich verbringe viele Stunden mit mehr oder weniger gesprächigen Uber-Fahrern.
Der eine rast mit wahnwitziger Geschwindigkeit durch den Verkehr (Polizei? Rote Ampeln? Einbahnstraßen? Alles scheißegal), der andere erzählt mir seine Lebensgeschichte und, dass sein Sohn vor zwei Wochen in Rio de Janeiro seiner Zukünftigen einen Antrag gemacht hat.
Wieder ein anderer verkauft mir während der Fahrt Schoko Brownies, die seine Frau backt und die natürlich die besten der ganzen Stadt sind.
Anna sitzt währenddessen „zu Hause“, arbeitet und bereitet unsere Weiterreise vor.


Am Samstag ist es endlich so weit: Ich darf Greeny abholen. Der Termin ist für 11 Uhr angesetzt. Um halb neun bekommen wir die Nachricht: Ich soll um 9 Uhr da sein.
Wir müssen noch Geld abheben und Uber braucht allein schon 40 Minuten bis zum Hafen.
Kurz vor 10 bin ich dort und wundere mich, warum ich diesmal keinen Alkoholtest machen oder Hafenausweis vorzeigen muss, sondern über einen Hintereingang eingeschleust werde.
Im Nachhinein erfahre ich: Der Slot, um Greeny abzuholen, war fast vorbei und wir hatten echt Glück, ihn überhaupt noch zu bekommen.
Ursprünglich dachten wir, dass noch eine Polizeikontrolle oder eine Zollkontrolle wegen geschmuggelter Waren auf uns zukommt. Aber nichts davon: Ich konnte einfach rausfahren und war plötzlich mitten im chaotischen Verkehr von Cartagena.
Ich musste noch die Agentin bezahlen.
Mit Kreditkarte hätte es 5 % Aufpreis gekostet, also habe ich über die ganze Zeit 8,5 Millionen Pesos mit mir herumgetragen. Und glaubt mir: Auch wenn es 50.000-Pesos-Scheine sind, sind das ganze 170 Scheine. Ein Bündel so groß wie eine dicke Raviolidose.
Das an mir zu tragen, ohne dass jeder sieht, dass ich ein Vermögen bei mir habe, war nicht ganz einfach.


Mit Greeny zu fahren ist kein Problem aber mit Greeny in einer riesigen Stadt zu fahren, grenzt an eine Rollerfahrer-Mordmission.
Mit Autos, Bussen und LKWs auf Tuchfühlung zu gehen, passiert. Aber mit einem Motorradfahrer darf das nicht passieren. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn 9 Tonnen geballte Muskelmasse über einen Motorradfahrer stolpern …
Zack – auf dem Weg zur Tankstelle passiert’s zum ersten Mal: Ich übersehe eine von diesen raketengetriebenen Drahteseln mit Lizenz zum Fahren, wie man will. Es geht aber zum Glück immer alles gut.
Die erste Tankstelle ist nach 200 Litern Diesel leider leer, also fahre ich zur nächsten. Dort bekomme ich gleich auch noch Wasser, und ein paar Stunden später parke ich Greeny völlig erschöpft vor unserem AirBnB.
Zum Glück gibt es gegenüber ein Hotel mit einem Parkplatz, auf dem wir ihn sicher abstellen können. Zusammen gehen wir noch einkaufen und bestücken Greeny wieder mit dem Wichtigsten.
Sonntag: Unser erster Fahrtag.
Schon vor ein paar Wochen haben wir gemerkt, dass unser Körper die dauerhafte Hitze nicht mehr gut verträgt. Also wollen wir schnellstmöglich in die Berge.
Wir drücken ordentlich aufs Gaspedal und prügeln am ersten Tag gleich 380 km über kolumbianische Straßen.
Erstaunlich, wie gut wir vorankommen und die Straßen sind in einem unerwartet guten Zustand.
Billig ist das Fahren aber nicht: In Kolumbien gibt es ein Mautsystem. Wie das genau funktioniert oder nach welchem System abgerechnet wird, ist uns ein Rätsel aber immerhin sind alle Zahlstationen offiziell.
Also drücken wir ca. 20 Euro ab.
Bei der ersten Station werden wir natürlich direkt abgezockt und zahlen den fünffachen Preis.
War’s Unwissen oder Absicht der Kassiererin? Egal – es ist uns jedenfalls kein zweites Mal passiert.
Wir schaffen es noch nicht bis in die Berge und übernachten in der Einfahrt einer Villa, die Camper bei sich stehen lässt. Wir fallen früh ins Bett – und verbringen wieder mal eine heiße Nacht.

Montag: Unser zweiter Fahrtag.

Wie immer stehen wir um 6 Uhr auf. Nach dem Frühstück geht’s los. Weiter immer weiter Richtung Berge.
Auf einer schmalen Straße gleiten wir mit sämtlichen Verkehrsteilnehmern durch Dörfer, Städte und übers Land.
Beim Fahren verschmelzen wir zum Team: Anna überwacht den toten Winkel und warnt mich, wenn ich etwas übersehe. Ganz ohne etwas zu übersehen schafft man es trotzdem selten …
Und wieder passiert es: Wir krachen mit voller Wucht in ein Schlagloch, in dem ein Smart verschwinden würde. Erst vorne, eine halbe Sekunde später hinten.
Es kracht, knackt, knirscht und scheppert.
Jede Bandscheibe wird neu ausgerichtet, das Besteck sortiert sich von selbst neu.
In diesen Momenten bin ich immer wieder erstaunt, was LKWs so aushalten.
Greeny hat es zum Glück ohne sichtbare Schäden überstanden.
Wir fahren noch ca. 150 km weiter und lassen den Fluss im Tal hinter uns und beginnen mit dem Anstieg.
Greeny lässt die Muckis spielen, schießt im dritten Gang mit 30 km/h und einem Strudel im Tank die Berge hinauf. Man könnte fast meinen, auch er will endlich raus aus der Hitze.
Weitere fünf Stunden quälen wir uns mit unzähligen LKWs den Berg hinauf.
Der Fahrstil der kolumbianischen LKW-Fahrer?
WAS GEHT.
Die Straße ist kurvig, man sieht keine 100 Meter weit aber überholen? Geht immer.
Nach jeder dieser Aktionen bin ich dankbar, dass uns kein schwächerer Verkehrsteilnehmer entgegenkam. Denn der würde entweder gnadenlos an einer der riesigen amerikanischen Stoßstangen zerschellen oder in den tiefen Abgrund stürzen.
Am Abend erreichen wir einen Aussichtspunkt. Eine Gleitschirmschule bietet an, dass man auf ihrem Parkplatz übernachten darf.

Diesen Platz kann man aus zwei Perspektiven sehen:
1. Blick auf ein wunderschönes, grünes Tal mit riesigen Bergen, Kühen und kleinen Häusern.
2. Blick auf eine stark befahrene Straße, auf der unentwegt LKWs entweder mit laut trommelnder Motorbremse hinunter oder unter Volllast hinauf fahren.
Sicher nicht das ruhigste Plätzchen aber Greeny ist erstaunlich gut schalldicht.
Und die Temperaturen erlauben es endlich wieder, einfach die Fenster zu öffnen (zu denen es nicht ganz so laut reinkommt).

Heute ging´s weiter nach Medellín.
Dort wartet etwas ganz Besonderes auf uns und wer uns kennt, kann es vielleicht erraten:
Hier gibt es einen IKEA!
IKEA bedeutet immer Heimatgefühle. Alles schaut aus wie daheim. Hier und da sieht man ein paar angepasst Produkte aber sonst eben alles wie Daheim. Wir brauchen einige neue Sachen, die uns während wir in Deutschland waren kaputt gegangen sind. Zum Glück ist das Sortiment Weltweit mehr oder weniger gleich und wir finden alle Kisten wieder die wir entsorgen mussten.

Wir entschlossen uns, heute Nacht in der Stadt zu verbringen. Es gibt ein Plätzchen, was recht sicher sein soll. Leider kommen wir nur nicht so weit. Herabhängende Äste versperren uns den Weg. Es muss eine Alternative her. Also entscheiden wir uns etwas raus aus der Stadt zu einem Campingplatz zu fahren. Im Nachhinein kann ich sagen, es gäbe zwei Varianten. Eine mit 33 km durch die Stadt und eine auf den größeren Straßen mit ca. 60 km. Variante 1 war sicherlich die, die spannender und anspruchsvoller war, aber auch mindestens 6 Stunden meiner Lebenszeit wegen erhöhtem Stresslevel gekostet hat. Wir schlängeln uns links und rechts durch Gassen durch die gerade so Greeny noch passt. Immer steil den Berg hoch. Am Berg anfahren mit Handbremse, kein Problem, wenn es nur nicht so steil wäre, dass die Handbremse nicht mehr hält. Nach zwei Stunden und 15 km tauchen dann die Schilder auf. Maximal 4 Tonnen erlaubt. Kurzerhand entschied ich, dass Greeny nur knapp darüber liegt und fahren immer weiter. Nach 4 Stunden kommen wir am Camping an und alle drei sind wir darüber sehr glücklich. Von hier aus geht es dann wohl jetzt eher mit Taxi in die Stadt.
Welche spannenden Dinge es hier noch so zu entdecken gibt, verraten wir euch dann nächste Woche.

Die Fahrerei habt ihr ja gut überstanden! Gratuliere.
Ich will euch nicht beneiden. Wir haben Südamerika ja im Autobus durchquert, alles andere haben wir uns wegen der Unberechbarkeiten nicht getraut. Aber Taxi und Tuktuk geht auch immer. Passt am besten immer zu zweit auf, wie ihr das ja schon gemacht habt. Weiter alles Gute, Maria
Hallo Maria! Vielen Dank dir, für deine Nachricht. Das freut uns immer total! Ja das Fahren ist hin und wieder eine echte Herausforderung. Ich muss sagen, manchmal bin ich aber auch froh, selbst hinter dem Steuer sitzen zu können. Ganz lieben Gruß, Anna und Michael