Woche 89 & 90: Kein Weg führt nach Jardin.
Woche 89 & 90: Kein Weg führt nach Jardin.

Woche 89 & 90: Kein Weg führt nach Jardin.

Kein Weg führt nach Jardín und doch sitzen wir nun bei Regen in Greeny auf einem kleinen Campground am Stadtrand von Jardín. Wie kommen wir denn auf eine solche Überschrift? Ist doch Quatsch! Wir kommen überall hin mit unserem Wegekünstler Greeny. Doch dieses Mal müssen wir uns im ersten Anlauf den Straßen Kolumbiens geschlagen geben. Und ohne ein schreckliches Erlebnis hätten wir eine der schönsten Städte Kolumbiens nie gesehen.
Fangen wir aber erst mal noch mit letzter Woche an.

Medellín:

Wir stehen noch die ganze Woche auf unserem Campingplatz oberhalb von Medellín. Wir haben viel Arbeit vor uns, und so vergeht die Zeit fast im Flug. Anna ist gesundheitlich wieder ganz fit, doch plagt sie immer noch ein Abszess. Wir waren deswegen schon zweimal beim Arzt, und am Mittwoch müssen wir ein drittes und hoffentlich letztes Mal dorthin.

Wenn ihr euch erinnert: Beim ersten Mal sind wir noch mit dem Taxi hin und wieder zurückgefahren. Mittlerweile sind wir mutiger und nehmen den Bus. Wir haben uns eine App heruntergeladen, mit der wir die theoretischen Bushaltestellen und Zeiten, wann er wo fährt, sehen können. Praktisch funktioniert das ganz anders. Wir gehen zur nächstgelegenen kleinen Kreuzung und warten. Mal länger, mal kürzer. Kolumbianische Busse halten sich an keine Zeiten, und auch Bushaltestellen sind immer genau dort, wo man die Hand herausstreckt.
An das Warten und die Ungewissheit, wie lange man warten muss, muss man sich gewöhnen – doch die Möglichkeit, immer und überall zusteigen zu können, ist genial. Es kann faktisch nicht passieren, einen Bus kurz vor der Haltestelle zu verpassen.

Die Busfahrt dauert immer ca. eine Stunde in die Stadt, und durch die enge Bergstraße mit den unzähligen Kurven muss man sich gut festhalten, um nicht plötzlich im Gang zu liegen. Ein Wunder, dass mir nicht schlecht wurde! Die Fahrt kostet übrigens pro Person ca. 80 Cent.
Mitfahren kann alles und jeder. Hin und wieder steigen Händler ein, die Kekse und andere Knabbereien verkaufen. Bei der letzten Fahrt haben wir den Jackpot erwischt: Kurz nach uns ist ein Prediger zugestiegen. Die ersten zehn Minuten zu erfahren, dass ihn Gott persönlich aufgesucht hat und ihm die Aufgabe erteilt hat, die Menschen zu beschützen, war ja ganz lustig – aber eine ganze Stunde … Gut, dass unser Spanisch noch nicht so gut ist, als dass wir alles verstehen müssten. Am Freitag ist es endlich so weit, und wir besichtigen zum ersten Mal wirklich Medellín.

Es ist eine überdimensionale Statue zu sehen.

Auf dem Bild ist eine sehr dicke Statue von einem Künstler in Medellín zu sehen.

Erst geht es wieder mit unserem geliebten Bus bergab, dann zu Fuß weiter in die Altstadt. Zuerst geht es zum Plaza Botero, wo die berühmten „dicken Figuren“ stehen. Diese stammen von Fernando Botero, der die Figuren im Boterismo-Stil erschaffen hat.

Auf dem Bild ist der Palacio de la Cultura Rafael Uribe zu sehen.

Von hier aus geht es gleich weiter in den Palacio de la Cultura Rafael Uribe. Ein Palast mit schwarz-weiß gemusterter Fassade im neugotischen Stil. Heute ist es ein öffentliches Kulturhaus und Bürogebäude. Die Doppelnutzung des Gebäudes finden wir absolut fantastisch. Einerseits das Kulturhaus mit den wechselnden Ausstellungen, und während man sich frei durch das Gebäude bewegt und Raum für Raum erkundet. Wie in einem kleinen Labyrinth, kommt man immer wieder an Büros vorbei, in denen mal einer, mal zwei oder auch fünf und mehr Leute sitzen und arbeiten.

Weiter geht es zur Catedral Metropolitana de Medellín. Sie erinnert uns auf den ersten Blick direkt an die Martinskirche in Landshut. Sie ist nur aus Ziegeln erbaut und sehr schlicht – außen wie innen. Obwohl sie so schlicht in ihrer Erscheinung ist, lässt sie einen trotzdem staunen.

Die Catedral Metropolitana de Medellín ist auf dem Bild zu sehen und gibt einen eindruck von dem inneren der Kirche.

Zum Abschluss bekommen wir noch eine Free Walking Tour von Alejandro durch die Comuna 13.
Alejandro ist selbst in der Comuna 13 aufgewachsen und lebt noch heute dort. Er hat vieles hautnah miterlebt und engagiert sich selbst sehr stark für „seine“ Comuna 13, um sie zu einem besseren Ort für sich und die Jugend zu machen.

Auf dem Bild sind die Häuser der Comuna 13 in Medellín zu sehen.

Die Comuna 13 liegt am westlichen Stadtrand von Medellín und war einst ein Synonym für Gewalt, Armut und Hoffnungslosigkeit. In den 80er- und 90er-Jahren galt sie als eines der gefährlichsten Viertel der Welt. Drogenkartelle, Guerillas und paramilitärische Gruppen kämpften dort um Macht und die Zivilbevölkerung mittendrin. Die engen, schwer zugänglichen Gassen machten die Gegend für staatliche Kontrolle nahezu unzugänglich.

Durch seine Arbeit mit Jugendlichen kommen wir an einer Tanzgruppe vorbei: zehn Minuten Breakdance-Show vom Feinsten. In der Gruppe sind Tänzer von etwa zehn bis 45 Jahren, die alles geben. Später kommen wir noch an einem Freestyle-Rapper vorbei, bei dem wir ebenfalls eine kurze Vorstellung genießen.

Alejandro erklärt uns, wie wichtig es ist, den Jugendlichen eine Aufgabe und einen Sinn zu geben. Früher war der Wunsch der Heranwachsenden: „Ich will mal Gangster, Dealer, Kartellmitglied oder Kämpfer werden.“ Heute wird das nicht mehr akzeptiert. Heute heißt es: „Ich will mal Musiker, Tänzer, Maler, Sänger, Architekt oder Anwalt werden.“

Auf dem Bild ist ein Grafiti in der Comuna 13 zu sehen.

Wir kommen an einem Graffiti vorbei, das eine Frau zeigt. Kurz stockt unser Führer und erzählt uns ihre Geschichte: Sie hatte sich sehr stark für Menschenrechte und gegen die Gewalt eingesetzt. Ein Kampf, den er hautnah miterlebt hat. Und trotz ihres unbändigen Engagements fällt sie schlussendlich den Kugeln der Guerillas zum Opfer.

Auf dem Bild ist ein Grafitti auf einem Sportplatz zu sehen.

Er schwenkt den Kopf zu einem Kolibri, der in Form eines Hubschraubers gezeichnet wurde. Offiziell heißt es dazu:
„Ein besonders dunkles Kapitel war die ‚Operación Orión‘ im Jahr 2002: eine groß angelegte militärische Offensive mit Hubschraubern und Soldaten. Offiziell gegen bewaffnete Gruppen, inoffiziell aber auch mit vielen zivilen Opfern, Verschwundenen und massiven Menschenrechtsverletzungen. Die Narben dieser Zeit sind tief.“

Er beschreibt es als einen Kampf ums Überleben. Die Angriffe dauerten drei Tage und Nächte, die er zusammen mit seiner Schwester und Mutter in einem Keller ausgeharrt hat.

Was ihm besonders wichtig ist zu betonen: Die Comuna 13 ist nicht mehr das, was sie einmal war.
Seit den 2010er-Jahren hat sich das Viertel radikal gewandelt. Vor allem durch die Kraft der lokalen Gemeinschaft. Musik, Tanz, Graffiti, Hip-Hop und Kunstprojekte wurden zur neuen Sprache der Hoffnung. Die Stadt installierte Rolltreppen durch die steilen Hänge, was Mobilität und Lebensqualität deutlich verbesserte.

Ein Grafitti in der Comuna 13, das eine Wand von einem Haus ziert.

Heute ist die Comuna 13 ein Symbol für sozialen Wandel. Die farbenfrohen Wandgemälde erzählen Geschichten von Schmerz, Wandel und Stolz. Jugendliche führen Besucher durch ihre Nachbarschaft, berichten von ihrer Vergangenheit und zeigen, wie sie durch Kreativität und Gemeinschaft eine neue Identität geschaffen haben.
Was früher eine No-Go-Area war, ist heute einer der meistbesuchten Orte in Medellín. Ein Beispiel dafür, wie kulturelle Resilienz und Beteiligung von unten echten Wandel bewirken können.

Es geht weiter Richtung Jardín

Wir machen den Samstag zum Wasch- und Fahrtag. Jeder von uns beiden hat noch etwas Frisches an, doch einen Tag länger hätten wir nicht warten dürfen. Wir kommen erst am Nachmittag aus der Stadt und planen um. Es wird eine Raststätte angesteuert.

Am Morgen waren wir noch auf 2500 Höhenmetern, jetzt nur noch auf 600. Den Unterschied merkt man sofort an der Temperatur: Es ist wieder schwül und heiß.

Auf dem Rastplatz gibt es auch ein kleines Restaurant mit fantastischen kolumbianischen Köstlichkeiten. Anna isst „Omas Bohnen“ – ein Bohneneintopf, zu dem es ein kleines „Semmelchen“ aus Maisteig gibt. Für mich gibt es einen traditionellen Eintopf. Geschmacklich erinnert er an einen Kartoffeleintopf mit Würstchen. Nur statt Kartoffeln ist Yuca verarbeitet, eine kartoffelähnliche Knolle.

Dazu gibt es die gleichen Maisteig-Semmeln, Avocado, Reis und Salat. Die beiden Portionen sind so groß, dass wir sie nicht schaffen. Und das Ganze zu einem Preis von 2,70 € für Annas und 7 € für mein Gericht.

Michael mit seinem Abendessen auf einer Tankstelle in Kolumbien.

Unser kolumbianisches Frühstück auf einer Raststätte.

Dazu trinken wir Tinto, ein sehr starker schwarzer Kaffee, sowie Wasser und ein traditionelles südamerikanisches Getränk namens Aguapanela con Limón. Aguapanela wird traditionell aus Panela, einem unraffinierten Zuckerrohrzucker, hergestellt, indem dieser in Wasser aufgelöst wird.

In der Nacht kühlt es auf angenehme 20 Grad ab, und es gesellen sich noch einige Trucker zu uns auf den Parkplatz.

Immer weiter Richtung Jardín. Wir entscheiden uns, den möglichst kürzesten Weg einzuschlagen. Die ersten 70 km schlängeln wir uns entspannt eine kleine, steile Bergstraße hinauf. Nach etwa drei Stunden kommen wir in Pueblorrico an. Die Navigation ist nicht immer ganz einfach. Wir sollen eine Stichstraße in die Stadt nehmen. Erst sind wir skeptisch, doch die anderen Straßen sehen auch nicht wirklich größer aus. Also: Augen auf und rein in die steile Straße.

Kaffee ist zum Trocknen auf der Straße ausgebreitet. Mit einem Reifen auf dem Randstein schaffen wir es an allem vorbei. Mit weniger als Schrittgeschwindigkeit tasten wir uns voran. Unter dauerhafter Beobachtung der Einheimischen. Egal wie fehl am Platz wir uns in solchen Momenten fühlen, geben uns die Menschen das Gefühl, als wäre es ganz normal, dass ein neun Tonnen schwerer Elefant durch ihre kleinen Porzellanstraßen trampelt.

Fast am Ende versucht mir dann ein Mann mit einem Grinsen mitzuteilen, dass es hier vermutlich nicht weitergeht und warum wir nicht einfach die größere Straße genommen haben. Was macht man nun in dieser Situation?
Regel Nummer 1: Ruhe bewahren.
Regel Nummer 2: Rückwärtsfahr-Skills auspacken und unseren Elefanten rückwärts wieder zurück: vorbei an Autos, Tuk-Tuks und Motorrädern, vorbei am trocknenden Kaffee. Und dabei immer freundlich nach links und rechts die Bewohner grüßen, deren Grinsen schon groß war, als wir hinuntergefahren sind und jetzt noch größer ist, weil wir wieder rückwärts an ihnen vorbeikommen.

Zurück auf der Hauptstraße ist es dann fast kein Problem mehr, durch die Stadt zu kommen. Hin und wieder müssen parkende Autos wegfahren oder Bewohner helfen uns, uns zwischen den Bussen hindurch zu quetschen. Je weiter wir fahren, desto verwunderter werden die Blicke. Spätestens hier hätte uns klar sein müssen: Irgendetwas stimmt nicht.

Die Straße führt aus der Stadt hinaus und wird immer kleiner. Aus Asphalt wird Beton und dann ein Feldweg. Es ist so schmal, dass nicht einmal mehr ein Motorrad an uns vorbeipasst.

Dann passiert es: Ich denke, mit Greeny Platz machen zu müssen, und fahre ein Stück rückwärts. In meinem toten Winkel versteckt sich ein Motorrad, das ich weder mit den Spiegeln noch mit der Rückfahrkamera entdecken kann. Auch das Hupen nehme ich nicht mehr wahr. Ich sehe nur plötzlich, wie ein Motorrad im Rückspiegel auftaucht, umfällt und ein Mann stürzt.

Der Schock ist riesig. Habe ich gerade wirklich einen Motorradfahrer übersehen und überfahren? Wir springen aus Greeny. Ich stelle das Motorrad wieder auf, um den Fuß des Mannes zu befreien. Als ich dem älteren Herrn aufhelfe, stöhnt er vor Schmerzen. Wir holen einen Stuhl und verarzten einen kleinen Kratzer am Bein.

Auf der Straße geht durch uns nichts mehr. Innerhalb kürzester Zeit stauen sich zwei Autos und mehrere Motorräder. Während wir den Herrn versorgen, probiert ein anderer schon das Motorrad aus und prüft es auf Schäden. Nach etwa zehn Minuten steht der Mann auf, verabschiedet sich herzlich von uns, steigt auf sein Motorrad und verschwindet hinter der nächsten Ecke.

Wir sind noch immer vollkommen im Schock und haben die Situation noch nicht ganz verarbeitet. Ein anderer Autofahrer versichert uns: Hier ist für uns und unser Fahrzeug Schluss. Die Straße wird noch schlechter und noch schmaler. Die Äste hängen tief. Ein Weiterkommen ist ausgeschlossen.

Jetzt, etwa fünf Tage später, habe ich den Unfall immer noch nicht ganz verdaut. Rückblickend kann ich zwar sagen, dass wir den Motorradfahrer mit Greeny nie berührt haben, doch was hätte alles passieren können?

Die Kolumbianer, die uns in dieser Situation geholfen haben, waren unglaublich freundlich, hilfsbereit und vollkommen ruhig. Fast so, als wäre das eine alltägliche Situation, bei der eben nichts passiert ist und das Leben einfach weitergeht.

Nachdem wir uns bei allen bedankt haben, steigen wir wieder ein. Ich platziere Greeny so weit es geht im Gebüsch, damit alle an uns vorbeikommen. Alle sind bald wieder ungehindert auf ihrem Weg. Nur wir stehen da.
Vorwärts? Keine Option.
Zurück? Nur rückwärts.

Ganz langsam tasten wir uns also rückwärts den Weg zurück: 100 Meter, 500 Meter, ein Kilometer. Nach etwa 1,5 Kilometern kommt endlich eine kleine Einfahrt, in der wir wenden können.
Dann zurück durch die ganze Stadt immer weiter, bis wir endlich an einem Aussichtspunkt in Jericó ankommen, wo wir für heute stehen bleiben können.

Auf dem Bild ist die Jesusstatue von Jericó zu sehen.

Jericó – die Stadt der farbigen Türen.

Der Sportplatz von Jericó von oben.

Ohne Plan kommen wir also nun durch unvorhersehbare Zufälle nach Jericó. Der Aussichtspunkt liegt oberhalb der Stadt. Über einen kleinen Wanderweg, der durch einen sehr schön angelegten Park führt, gelangen wir ins Zentrum. Der Pfad spuckt uns direkt an einem der schönsten Eindrücke von Jericó aus.

Eine Kirche von Jericó.

Anna genießt ihren Kaffee.

Wir sind baff über die ganzen farbenfrohen Häuser. Jede Tür, jeder Balkon, jedes Haus, jede Sprosse der Fenstervergitterung ist in einer anderen Farbe gestrichen. Auf dem großen, zentralen Platz beobachten wir das Treiben. Fast schon magisch wirkt dieser Ort auf uns. Alles greift ineinander, und alles läuft in einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit vonstatten. Kein einziger anderer Tourist kreuzt unseren Weg.
Aber sind wir mal ehrlich: Wie sollten hier auch Touristen herkommen?

Die farbenfrohe Stadt Jericó. Mit einem der bemahlten Häuser.

Der lange und beschwerliche Weg nach Jardín

Wir starten früh, denn wir wissen: Diese Etappe wird wieder einige Überraschungen für uns bereithalten. Die ersten zwei Stunden Fahrt kennen wir schon. Dann geht es mit voller Fahrt über die Mautstraßen 80 Kilometer nach Río Seco.

Nun beginnt es wieder. Die Straßen werden kleiner und kleiner, bis sie schließlich zu einem schlechten, einspurigen Schotterweg werden. Wir kämpfen uns mit Allrad durch den ersten Kilometer durch Schlaglöcher, in denen ein halbes Rad verschwindet, und die Verschränkung von Greeny maximal gefordert ist. Langsam gleiten wir vorne links und hinten rechts gleichzeitig ins Loch. Alles knarzt und ächzt, während es sich anfühlt, als würde ein Riese Greeny zu einer Kordel verarbeiten.

Ein Feldweg auf dem Weg nach Jerico. Unser Mercedes 1017 AF am Abgrund.

Eine Kuh steht auf dem Feldweg nach Jardin.

Wir bleiben stehen und überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, was wir unserem Zuhause gerade antun. Genau in diesem Moment und an einer der schmalsten Stellen der Straße, kommt, was kommen muss: Ein kleiner LKW, voll mit Kies beladen, kommt uns entgegen. Routiniert pressen wir unsere Fahrzeuge links und rechts in das undurchdringbare Dickicht, bis wir mit eingeklappten Spiegeln gerade so aneinander vorbeikriechen.

Wir fragen noch, wie die Straße weitergeht und ob sie befahrbar ist. Der Fahrer wirft uns einen kurzen Blick zu, deutet auf Greeny, fragt, ob er Allrad hat und gibt die Straße frei. Ohne diesen LKW-Fahrer wären wir vermutlich umgedreht.

Eine Stunde vergeht. Die zweite Stunde vergeht … Immer weiter kämpfen wir uns auf der Straße voran. Es regnet in Strömen, und der Nebel lässt uns noch maximal 20 Meter weit sehen. Wir fragen uns nicht nur einmal, warum wir solche Straßen immer im größten Sauwetter fahren.

Die dritte und vierte Stunde vergehen. Wir haben 35 von etwa 45 Kilometern geschafft. Wir kommen immer wieder an Hangrutschen vorbei. Einmal muss Anna sogar aussteigen, weil die Straße gerade noch breit genug ist, dass unsere Räder voll auf der „Straße“ aufliegen. Es fühlt sich wie in Zeitlupe an, während Anna mich mit Handzeichen ganz langsam am Abgrund vorbeilotst. Die Äste knacken und quietschen an Greeny entlang. Doch lieber ein paar weitere Kratzer als unser Zuhause inkl. mir im Abgrund zu versenken.

Ein Feldweg auf dem Weg nach Jerico. Unser Mercedes 1017 AF am Abgrund.

Nach fünf Stunden Offroad und insgesamt acht Stunden für 150 Kilometer kommen wir endlich in Jardín an. Der direkte Weg ist natürlich durch eine Baustelle versperrt. Also müssen wir, mal wieder, den Hauptplatz mit voll besetzten Cafés und Bars umrunden. Mehr Aufsehen würde man vermutlich nur mit einer Horde Elefanten erregen.

Was Jardín für uns bereithält und ob sich die Strapazen wirklich gelohnt haben, erfahrt ihr nächste Woche!

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