Winter is coming
Der Abschied von unserem Stellplatz an Michaels Haus war hart. Aber wir mussten wieder los. Bereits am nächsten Tag konnten wir unseren Hydraulik Schlauch abholen. 400$ kostete uns das Stück Schlauch! Kanada zerrt sehr an unserem Reisebudget.
Am Abend fuhren wir die ersten Kilometer in die Nacht. Wir hatten Hummeln im Hintern! Mussten weiter! Wir besuchten Berni, Bernhard Bernkopf. Seine Eltern waren auch deutsche Auswanderer, aus Bayern! Sogar ganz nah bei uns!
Als wir sein Haus betreten, bleibt uns fast die Spucke weg. Da starrt uns ein echter Wolf an. Ein echter Wolf? Nein, das kann nicht sein. Doch kein Wolf, muss was anderes sein.
Als wir Platz nahmen und wir dieses große prachtvolle Tier direkt vor uns liegen hatten, war uns dann noch schnell klar, dass wir gerade vor einem Wolf sitzen. „Hast du den geschossen?“ „Ja natürlich, 40 Jahre habe ich darauf gewartet. Vor 4 Jahren war es dann soweit. Schaut es ist ein besonders schöner. Noch nicht so alt und er hat trägt noch sein Winterfell“ Zugegeben, wir waren schon etwas begeistert. „Hier gibt es eine Menge Wölfe, die dürfen aber in Frieden leben. Ich hab meinen ja.“ Erzählte uns Berni und streichelte fast schon liebevoll seinen Wolf. Wir lauschten spannend seinen Lebensgeschichten. Er bat uns an länger zu bleiben. Unterschwellig meinte er wir könnten gut nach Kanada auswandern, villeicht würden wir nach unserer Reise ja wieder kommen wollen. Und dann in seinem leerstehenden Häuschen nebenan wohnen. Herzlich verabschiedeten uns, nun also auch von Berni und fuhren los in neue Abenteuer.
Lang hatten wir hin und her überlegt, ob wir trotz unserer Verspätung noch in den Norden fahren sollten. Oder es die klügere und sinnvollere Entscheidung wäre in den Süden zu fahren. Dann könnten wir noch einen tollen Herbst in den USA erleben.
Die Entscheidung fiel uns nicht schwer. Wir fahren weiter, in den Norden! Für was hätten wir den unseren Greeny 12cm stark isoliert, wenn nicht für den kanadischen Winter. Wir wollen es zu mindestens probieren. Umdrehen können wir immer noch.
Kurz nach Prince Rupert kommen wir schon nicht mehr aus dem Staunen. Bei uns hatte es immer milde Temperaturen knapp über 0 Grad. Wohl durch den Pazifikstrom. Allerdings schaut es hier ganz anders aus. Hier muss es die letzte Woche unglaublich kalt gewesen sein. Seen, Bäche sogar Flüsse waren angefroren. Zentimeter dicke Eisplatten schoben sich über die Gewässer. Ganze Eisberge schwammen in den Flüssen! Faszinierend! Von Schnee war aber nichts zu sehen und auch die Temperaturen liesen keinen erwarten. Die lagen nämlich immer so bei 2-7 Grad.
Die letzten Tage waren vor allem eins! Neblig! Richtiges matschiges Herbst Winter Wetter. Für ein paar Stunden sind wir in das südliche Alaska eingereist. Der Plan – zum Salmon Gletscher. Als wir am ersten Aussichtspunt standen, sahen wir vor uns nur eine große weiße Nebel Wand. Wir drehten um. Sahen letzte Bären Überreste. Die Bäche hier in Alaska waren voll mit Lachskadavern. Das roch man auch. Dann wieder aus den USA ausgereist, ein kurzes Vergnügen.
Wir sind auf weiter dem Weg nach Watson Lake, in den Yukon! Heute hatten wir besseres Wetter. Die Natur um uns wird kontinuierlich kälter. Jetzt sind die Seen komplett zugefroren. Wasserfälle, die vor kurzem noch die steilen Berghänge runter sprudelten, sind zu bizarren Eisskulpturen erstarrt. Die Bergmassive um uns herum, werden größer. Tendenziell geht es bergauf. Andere Reisende haben wir schon lange nicht mehr gesehen.
Wir traffen auf den Stikine River. Trauten unseren Augen kaum. In keinen Worten könnte ich beschreiben was wir gesehen haben. Es war umwerfend. Unglaublich! Vor nicht allzu langer Zeit, mussten hier unfassbare Naturgewalten gewirkt haben! Wir standen vor einer gigantischen Menge an Eis! Riesige Eisblöcke stapelten sich an den Flussrändern. Wir dagegen waren winzige Nebendarsteller. Seht selbst.
Kurz drauf war es dann soweit. Auf 1200m Höhe waren wir im Winter angekommen! Die Straße war von einer festen Schnee-, Eisschicht überzogen. Seen waren nur noch eine schlichte weiße Fläche. Kurz probierten wir kleine Bremsmanöver aus. Mmmhm. Schon rutschiger. Wir sind im Winter angekommen! Der Schnee ist fest und schon etwas älter und die Temperaturen klettern auch wieder unter 0. Das fahren mit einem LKW auf Eis und Schnee ist ungewohnt. Der Highway ist noch schmaler geworden, als alle anderen bisher. Rechts und links geht es kontinuierlich Abhänge runter. Leitplanken kennen Kanadier nicht.
Drückt die Daumen, dass alles gut geht!