Woche 91: Von der Polizei eskortiert
Woche 91: Von der Polizei eskortiert

Woche 91: Von der Polizei eskortiert

Ein recht herzliches Hallo aus Filandia in Kolumbien. Natürlich sind wir nicht wirklich in Finnland, sondern in einem kleinen kolumbianischen Dorf namens Filandia. Wir sind mitten im Herzen der kolumbianischen Kaffeekultur: der sogenannten Zona Cafetera oder auch Eje Cafetero. Hier reihen sich die Hügel aneinander wie Wellen aus tiefem Grün. Übersät mit Kaffeepflanzen, Bananenstauden und bunten Fincas, die fast zu kitschig für die Realität wirken.

Das bekannteste Dreieck dieser Region bilden die Orte Armenia, Pereira und Manizales. In der fruchtbaren Hügellandschaft herrschen perfekte Bedingungen. Ein tropisches Hochlandklima, regelmäßiger Regen und vulkanische Böden. Kein Wunder also, dass hier der meiste und angeblich auch beste kolumbianische Kaffee wächst.

Besonders charmant sind die kleinen, bunten Dörfer wie Salento, Jericó oder Filandia. Sie sehen aus, als hätte jemand mit dem Farbkasten über die Berge gepinselt, und zwischen den Häusern rösten die Kaffeebohnen in alten Trommeln, während in den Cafés die Baristas stolz ihre Kunst zelebrieren.

Wer möchte, kann hier nicht nur Kaffee trinken, sondern auch die ganze Reise der Bohne miterleben. Vom Pflücken über das Waschen und Trocknen bis zum ersten duftenden Schluck in der Tasse.

Noch ein paar Impressionen aus Jericó

Ein TuckTuck steht in Jericó in Kolumbien.

Leider habt ihr letzte Woche überwiegend nur ein paar Handyaufnahmen von Jericó bekommen, da die Bilder noch auf der Kamera geschlummert haben. Das wollen wir euch aber nicht vorenthalten. Hier bekommt ihr noch ein paar der wundervollen Eindrücke dieser wunderschönen Stadt.

Jardín

Wir sind euch noch schuldig, ob es wirklich der lange und beschwerliche Weg nach Jardín wert war. Da können wir für uns ganz klar sagen: Es war ein nettes Abenteuer, das uns nach Jericó jedoch nicht mehr überzeugen konnte. Das liegt aber sicherlich auch mitunter am Dauerregen.

Die Placa von Jardin. Mit vielen bunten Blumen. Kolumbien ist ein wundervolles Land.

Der Campingplatz, auf dem wir vier Nächte verbracht haben, war sehr schön. Es war der Garten eines farbenfrohen und sehr sauberen Hostels. Es gab sogar die Möglichkeit, warm zu duschen! Wir hatten ca. zehn Minuten Fußweg bis zum Hauptplatz, wo sich das Leben abspielt. Hier kann man gemütlich in einem Café oder einer Bar sitzen und dem bunten Treiben zusehen. Die farbenfrohe Pracht, die uns in Jericó so überrascht hatte, ist hier allerdings ausgeblieben.

Filandia

Wir wollen weiterkommen, und so geht es Richtung Filandia. Diesmal nehmen wir den einfachen, asphaltierten Weg. Das bedeutet zwar einen Umweg von ca. 100 km, doch selbst wir brauchen für 100 km weniger Zeit als für die 45 km Offroad-Piste.

Natürlich machen wir an „unserer“ Raststätte nochmals Halt und genießen ein superleckeres Mittagessen. Die ganze Strecke ist uns zu weit, und so bleiben wir noch eine Nacht an einem Autobahncafé, wo wir einen wundervollen Ausblick auf Pereira haben. Am nächsten Tag geht es dann weiter nach Filandia.

Filandia ist so etwas wie die stille Schwester von Salento. Weniger bekannt, aber mindestens genauso charmant. Schon bei der Anfahrt durch sattgrüne Hügel und dichte Bambuswälder hat man das Gefühl, dass die Zeit hier etwas langsamer läuft.

Der zentrale Platz ist bunt, lebendig und von Kolonialhäusern gesäumt, deren Balkone wie Regenbögen leuchten. Zwischen Cafés, Kunsthandwerk und Straßenständen duftet es nach frisch gebrühtem Kaffee und geröstetem Mais. Die Menschen hier sind herzlich, das Tempo gemächlich, und alles wirkt irgendwie echter als an den touristischeren Orten der Region.

Anna und Michael machen sich auf den Weg, Filandia anzusehen.

Es gibt ebenfalls einen Aussichtspunkt namens Mirador de Filandia. Ein hoher Holzturm mit Panoramablick über das grüne Umland bis hin zur Cordillera. Bei klarem Wetter kann man hier Kaffeeplantagen, Nebelwälder und sogar die Vulkane in der Ferne erspähen. Und mit etwas Glück fliegt ein roter Ara über den Himmel.

Der Kontakt mit der kolumbianischen Polizei

Wir stehen nun die zweite Nacht in Filandia. Da klopft es plötzlich an unsere Tür. Draußen steht ein Mann mittleren Alters, der uns klar machen möchte, dass wir hier auf einem öffentlichen Parkplatz stehen und das etwas kostet.

Er trägt einen Kapuzenpulli, hat einen Hund dabei und behauptet, er arbeite bei der „Oficina pública“. Wir stünden hier bereits seit einer Woche und müssten jetzt bezahlen.

Ich erkläre ihm, dass wir erst seit der letzten Nacht hier stehen. Als er weiter auf eine Zahlung besteht, sage ich ihm, dass ich jetzt nicht zahlen werde. Der Ton wird etwas schärfer, er beharrt darauf, dass wir zahlen und er uns dann einen Beleg bringt. Ich sage ihm, dass ich gerne zahle, aber nur gegen Rechnung. Das geht natürlich nicht…

Da es nicht möglich erscheint, frage ich den Mann, wo denn die „Oficina“ ist. Ich würde später dort hingehen und bezahlen. Langsam merkt er, dass ich nicht einfach so zahlen werde. Er wird sehr ärgerlich, droht uns mit der Polizei und fordert mich auf, sofort die Schuhe anzuziehen und mitzukommen, um zu bezahlen. Er merkt, dass ich auch das nicht tun werde. Nach ungefähr 15 Minuten hitziger Diskussion zieht er schließlich, sichtlich verärgert, ab.

Wir sind nach dieser Aktion etwas verwirrt und uns nun doch unsicher, ob wir vielleicht doch etwas bezahlen müssten, oder ob der Mann mit anderen Absichten wiederkommt. Wir entscheiden uns, bei den Nachbarn nachzufragen. Diese sind superfreundlich und bestätigen uns, dass man hier kostenlos stehen kann. Sie raten uns jedoch, sicherheitshalber zur Polizei zu gehen und dort nachzufragen.

Also machen wir uns auf den Weg zur Polizei. Auch hier machen wir wieder die Erfahrung, dass die Beamten superfreundlich sind und uns helfen wollen. Ja, wir werden sogar zurück eskortiert, und zwei Streifenpolizisten schauen sich Greeny nochmal an. Sie bestätigen uns nochmals, dass wir hier kostenlos stehen können und niemandem etwas bezahlen müssen. Schon gar nicht jemandem ohne Uniform und offiziellen Ausweis.

Wir bekommen noch die Telefonnummer der Polizei und sie versichern uns, dass es hier sicher ist.

Noch etwas aufgeregt bedanken wir uns herzlich bei den Polizisten und setzen uns wieder zurück in unser Zuhause. Ein bisschen blödes Gefühl bleibt, und wie die kommende Nacht wird, das erzählen wir euch beim nächsten Mal.

Eins ist aber sicher! Durch eine von dieser blöden Situationen lassen wir uns unser positives Bild von Kolumbien und seinen unendlich freundlichen und hilfsbereiten Menschen nicht zerstören.

Nächste Woche wird auch wieder spannend!

Als Nächstes geht es ins Cocora-Tal. Hier werden uns die größten Palmen der Welt und vieles mehr erwarten. Also bleibt unbedingt dran auf unserer Reise durch dieses wundervolle Land.

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